Oxly Boote

Spielball des Schraubenstroms in der Schleuse Spandau

Thomas Gade © Mai 2012

Auf der Fahrt vom Wannsee bis Pichelswerder sahen wir nur wenige Binnenschiffe auf der Havel. Indes waren bei dem guten Wetter allerhand Sportboote auf dem Wasser. An den bekannten Stellen vor den Vereinen tummelten sich die Segelboote. Nach der Einfahrt in die enge kanalisierte Havel, die entlang begrünter Ufer, versteckten Marinas und Industrieanlagen durch Spandau zur Schleuse führte, waren die Motorboote unter sich. Dass wir Pfingstsonntag nicht alleine durch die Schleuse Spandau fahren würden, war klar. Unweit der Schleuse sichteten wir voraus ein fahrendes Binnenschiff. Wir schätzen seine Länge auf ca. 85 Meter, was ungefähr zutraf, und die Hoffnung auf eine schnelle Schleusung weckte, falls nicht zuviele Sportboote in Warteposition lagen, oder ein Fahrgastschiff aufkam. Auf beiden Seiten vor der Schleuse befanden sich Parkplätze für Sportboote, die hindurch wollten. Mit uns waren es insgesamt 10 Boote.

Es hätte schlimmer sein können. Beim Ankommen sahen wir ein Binnenschiff und einige Motoroboote aus der Schleuse auslaufen. Links hatten sich die Sportboote den Parkplatz gut aufgeteilt, rechts nahmen ein kleines Sportboot und ein größeres den gesamten Platz ein. Da in Kürze ein Umspringen der roten Ampeln an den Sportbootanlegern zu erwarten war, lohnte es sich nicht, die anderen Bootskollegen um ein Aufrücken zu bitten.


Vor der Schleuse in Spandau


Zuerst läuft das Binnenschiff in die Schleusenkammer.


Das vor uns fahrende Binnenschiff reagierte auf die grünen Lichtzeichen und fuhr in die Schleusenkammer. Danach wurden die roten Lichter an den Sportbootliegeplätzen grün und die Skipper machten sich vorsichtig auf den Weg. Wir waren die letzten. Zwei kleine Boote fuhren voran und legten sich an die gegenüberliegende Wand dicht hinter das Binnenschiff. Die größeren Boote sortierten sich dahinter irgendwie zurecht und alle kamen mit. Einige lagen direkt an der Wand, andere machten an anderen Booten fest. Beim Einfahren war ein grünes Boot vor uns sehr langsam gefahren. Es näherte sich der rechten Wand, wo noch genug Platz für ein Boot war. Wir hielten auf die linke Seite zu, fuhren langsam vorbei und legten an ein anderes Boot an, das bereits an der Wand festgemacht hatte. Die Leute an Bord waren nach einem Blick auf unsere reichlich ausgehängten Fender sehr freundlich. Der Skipper des grünen Bootes hatte es entweder nicht geschafft, an die rechte Mauer zu kommen oder einen Plan, den wir nicht verstanden. Jedenfalls drehte er nach Backbord und rempelte unser Boot leicht an. Ein Mädchen stand auf dem Vorschiff konnte ihm nicht helfen. Der Skipper forderte uns auf, ein Boot weiter vor zu fahren. Wir machten los und schoben uns an das nächste Boot heran, wo uns ein freundliches Seniorenpaar an die Seite nahm. Deren Boot hatte ein Bugstrahlruder, das sich als nützlich erweisen sollte. Denn wir lagen dicht hinter dem Binnenschiff.

Das Tor ging zu und der Schleusenwärter ließ den Wasserstand steigen. Wir warteten den Vorgang ab. Er dauerte nur einige Minuten.


Der Schraubenstrom des Binnenschiffes drückt gegen die Sportboote.

Nach dem Öffnen des vorderen Tors begannen die Schiffsschrauben des Binnenschiffes zu drehen. Es erzeugte einen kräftigen Schraubenstrom, der unsere Boote in Bewegung brachte. Das Bugstrahlruder unseres Nachbarn war lautstark bemüht, unsere Boote vor einem Abdrehen zu bewahren. Das reichte, um ein Stoßen gegen die anderen Boote zu verhindern. Die Spannung und der Schraubenstrom ließen nach, als das Binnenschiff in Bewegung kam und sich entfernte. Danach fuhren die Sportboote raus.

Hinweis: Fährt man ein kleines Motorboot bis 6 Meter Länge und kann es mittig von Steuerstand aus halten, ist die Schleuse Spandau auch mit voraus liegendem Binnenschiff und dem zu erwartenden Schraubenstrom alleine zu bewältigen. Ansonsten ist ein Bugstrahlruder ratsam oder man liegt weit hinten oder wartet, bis nur Sportboote geschleust werden, doch kann das lange dauern. Besser jedoch ist eine zweite Person an Bord, so daß das Boot vorne und hinten mit Leinen gehalten wird. Die Skipper sind freundlich solange ihren Booten nichts geschieht. Nichts wirkt vertrauenswürdiger als langsames Fahren und Fender an allen Seiten. Ein vorne überstehender Anker schafft keine Freunde wenn es eng wird. In den Büchern zur Prüfungsvorbereitung steht, dass der Motor in der Schleusenkammer abzustellen ist. Wir kuppeln ihn aus, lassen ihn aber laufen.