Oxly Boote

Der richtige Schleusenhaken

26. 4. 2012 © Thomas Gade

Allein durch die Schleuse

Viele Bootseigner sehen dem Schleusen mit Unbehagen entgegen, wenn sie alleine an Bord sind. Nicht immer ist eine zweite Person an Bord, die hilft, das Boot an der richtigen Stelle zu halten. Im Prinzip lassen sich noch erstaunlich große Boote während des Scheusens von einer Person an Ort und Stelle halten, doch bewirken die Strömungen das Versetzen und Drehen der Fahrzeuge. Diverse Faktoren spielen eine Rolle, die Bootslänge, die Rumpfform, das Gewicht, die mechanischen Kräfte in der Schleusenkammer und mehr. Und überall ist es anders.

Die teleskopartig verkürz- oder verlängerbare Bootsstange mit dem Bootshaken reicht mitunter, doch ist dessen Durchmesser zu klein, um sicher um die Festmacherstangen gelegt zu werden. Für die Leitersprossen mag das gehen und kommt in der Praxis häufig vor. Eigentlich ist es verboten und kann 20 € kosten. Wer die frische weisse Festmacherleine während des Schleusengangs um die glibberig überwucherte Stange gezogen und gleichzeitig verschmutzt hat, wird deswegen keine Jubelschreie ausrufen.


Schleusengang - Festmachen am Poller


Schleusengang - Festmachen an der schmierigen Stange


Ideenskizze zum Schleusenhaken

Kurzum, Eigner von Booten ab 6 Meter Länge beschäftigen sich mit dem Thema und erfahren irgendwann von der Existenz der Schleusenhaken. Nun werden überlegungen über ihre beste Konstruktion angestellt und heiß diskutiert. Dabei ist schon mancher Liter Alkoholisches geflossen. Deswegen wurden viele Emails verschickt. Eine pauschale Lösung gibt es nicht und vielleicht macht es angesichts der horrenden Spritpreise mehr Spaß am Stammtisch über die Bootsfahrerei zu diskutieren, als wirklich zu fahren.

Vor dem Wissen um die Existenz der Schleusenhaken war das Leben leicht. Danach trägt man hat an der Last einer unlösbaren Lebensaufgabe, denn der gewissenhafte Sportschiffer möchte in allen Lagen die Kontrolle über sein Boot behalten. Das Grübeln über Schleusenhaken eint alle Betroffenen, ob arm oder reich. Es überwindet soziale Grenzen und wer am richtigen Ort mit diesem Thema aufwartet, kann sich leidenschaftlicher Mitdiskutanten sicher sein. Wehe dem, der sein Desinteresse und geringere Schleusenfurcht outet. Schnell wird er aus der Leidensgemeinschaft ausgeschlossen.

Schleusenhaken sind Instrumente, die zum Boot, zur Schleuse, zum Skipper und zum Szenario insgesamt passen sollten. Schleusenhaken dürfen nicht zu kurz, zu lang und zu schwer sein und müssen sich aus allen möglichen Positionen einfach lösen lassen. Bei der Suche nach Schleusenhaken bot mir ein freundlicher Bootskollege gleich zwei Stück an, was angenehm war, weil ein Bekannter ebenfalls einen haben wollte. Der Verkäufer hatte offenbar gründlich über den richtigen Schleusenhaken für seine Fahrten nachgedacht und sich daraufhin zwei verschiedene aus nichtrostendem Metall anfertigen lassen. Der eine sollte besser an einer senkrechten Stange sein und der andere an den waagerechten Sprossen der Leitern. Auf die Idee einer solchen Unterscheidung muss man erstmal kommen. Mir was das egal. Beide schienen mir sowohl für die eine wie für die andere Verwendung gleichermaßen tauglich zu sein.


Schleusenhaken - I - Flasche Bier zum Größenvergleich


Schleusenhaken - II


Schleusenhaken - III

Copyright © Thomas Gade | 26. April 2012 | Bootshaken, Schleusengang, Schleusenhaken, Ausrüstung


Kommentare

Jens - 1. Mai 2012 - Mein Schleusenhaken besteht aus einem alten Bauhandschuh, einer Flasche gekühlte Hopfenkaltschale und ner Kippe in der linken hand… die Beschallung der Schleusenkammer übernimmt die Borddisco… Falls es mal wirklich strömt, hilft eine Leine und ein scharfes Messer in Griffbereitschaft.

Gecko - 1. Mai 2012 at 07:51 - Mit einem kleinen Boot geht das per Handschuh. Manchmal meckern die Schleusenwärter, wenn keine Leine genommen wird. Das ist überall anders.

Kai - 2. Mai 2012 at 19:42 ·- Leute, ich finde dieses Thema wichtig – und ich erhoffe mir von Oxly, seinen Lesern und seinen Bloggern eine Antwort auf die Frage, wie man ein Boot zwischen 6 und 8 Metern Länge – oder zwischen 1,5 und 2 Tonnen Gewicht – alleine und sicher durch die Schleuse bringt. Natürlich hilft Alkohol und 'ne Kippe im Mundwinkel, subjektiv, beides ist mir nicht grundsätzlich fremd, aber letzten Endes geht es um die Frage, wie man als Schiffsführer sein Boot alleine sowohl mit dem Bug wie achtern an der Mauer hält und auf widrige Strömungen beim Schleusen flexibel reagieren kann. Ich bin sicher, dass wir hier gemeinsam über 'Hopfenkaltschale und 'ner Kippe' hinauskommen können.

Ich habe den Schleusenhaken auch ausprobiert. Mit sehr gemischtem Ergebnis. Der Haken alleine macht es ja nicht. Er ist schwer und oft zu kurz. Aber das ist ein Thema für sich. Die Verbindung des Hakens mit zwei Klampen (z.B. Mitte und Achtern) auf dem Boot wäre der entscheidende Punkt. Nur in der Mitte halte ich das Boot nicht sicher. Ich bastel aber gerade an einer Lösung ohne Haken mit einem Tampen, den ich von Achtern halte und der auch durch den mitteren Klampen gezogen ist. Und ich berichte gerne, ob diese Idee ausbaufähig ist. Kai

Butterblume / 16. Juni 2012 at 07:11

Schleusen! wieso wird bei vielen Bootsfahrern daraus ein Problem gemacht? Ich finde es schon lustig, wenn man von der Müritz oder schönen etwas weiter gelegenen Urlaubszielen sich mit anderen Bootsfahrern austauscht, wenn grundsätzlich die Frage kommt „Wieviele Schleusen sind es denn bis dahin?“ Sollte man dann eine Zahl weit über 10 nennen, ist das Urlaubsziel bei dieser Familie von der Liste gestrichen.

Viele Jahre auf dem Wasser, viel erlebt auch in und an Schleusen. Die Dame, die im Bikini auf dem frisch polierten Vorderdeck sitzt und wenn der Lastkahn vor ihr aus der Schleusenkammer fährt, mitsamt Haken langsam übers Deck rutscht Gott sei Dank gibt es Klampen, die die Talfahrt der Dame stoppen :-). Oder sagt man anderen Bootsfahrern in der Schleusenkammer „werf mir mal nen Seil zu“, damit sie auf unserer Seite festmachen können, und man bekommt die gesamte Puppe zugeworfen. Die wird dann mit Freude wieder zurückgeschmissen und dieses Erlebnis hatte ich nicht nur einmal.

Mit der Zeit sollte man doch den Dreh raushaben! Schleusenkammer geht auf, dann sieht man doch erstmal die Beschaffenheit der Wand und die Festmacher. Wir haben uns in Seekarten an jeder Schleuse eingetragen, ob wir die Fender waagerecht oder senkrecht hängen müssen. Einer steht vorn, einer hinten. Wobei es auch schon vorkam, dass mein Mann allein geschleust ist, ja ein 10 Meter Boot! Auch das sollte ein Bootseigner im Besitz eines Führerscheins beherrschen. Wer sagt denn, dass Bootsfahren ein Buddysport ist.

Klar, wenn man in Gegenden unterwegs ist, wo viele Charterschiffe schleusen, dann muss man für die anderen schon manchmal mitdenken und deren Fehler mit einkalkulieren. Aber ein nettes miteinander und Hilfsbereitschaft sollten in und an Schleusen kein Fremdwort sein.

Und ob Haken oder Seil, oder was weiß ich, sollte jeder für sich ausprobieren. Wichtig ist, dass sowohl am Bug und am Heck ein Messer liegt. Ich werde nur böse, wenn einer sich mit nem Metallhaken bei uns in der lackierten Reeling einhaken möchte.


Tobias / 16. Juni 2012 at 10:15

Ob Schleusen ein Problem ist oder keins, hängt von diversen Faktoren ab. Zu zweit ist es meistens einfach, bzw. keine nennenswerte Hürde. Bist du alleine, sieht die Sache anders aus. Meist steht man nicht mittig im Boot, sondern hinten, was beim Schleusen nach unten weniger problematisch ist, als wenn die Kammer sich mit Wasser füllt und es von vorne kommt. Dann kann sich der Bug von der Wand abdrehen und der Skipper kann ohne Bugstrahlruder nichts dagegen machen. Ähnliches passiert, wenn vor einem ein Binnenschiff liegt, dass irgendwann seine Schrauben in Gang setzt und einen kräftigen Schraubenstrom erzeugt.


Schlößer, Heinz Peter / 1. Juni 2014 at 22:30

Hallo liebe Bootsfahrer,
hoffe das ein Schleusen mit Kippe und Bier in der Hand die Ausnahme bleibt und nicht andere Skipper und Freizeitkapitäne in Gefahr bringt.
So cool und lässig ist die ganze Sache doch nicht zu sehen, da ein Fehler auch zu Beschädigungen, oder gar Totalverlust an anderen Wasserfahrzeugen führen kann. Sicherlich nicht bei größeren, oder großen Berufsschiffen, aber bei anderen kleineren Wasserfahrzeugen. Eine sichere Art des Schleusens als Einzelperson, ist bestimmt der Schleusenhaken in Verbindung mit einer Leine. Hat man jedoch eine Schleuse, mit z.B. Höhenunterschied ca.10m und Hebetoren sowie einer sehr hohen Einströmgeschwindigkeit, dann kann die coole Gangart schon manchmal das Gesicht zum Einfrieren bringen und die Coolness verschwindet in der Hochrechnung der Reparaturkosten am eigenen Schiff.
Bestimmt stellt es keine große Herausforderung dar, 14 Schleusen im Bereich Amsterdam an einem Tag zu meistern. Danach war aber auch nicht gefragt, sondern wie geht´s am Sichersten. Schrauben sind in den Schleusen grundsätzlich abzustellen ! Auch für den Berufsfahrer ! Der Bootsführer entscheidet, wo er sich hinstellt ! Nicht der Schleusenwärter, kommt also noch eine Berufsfahrt dazu, muss man eben einen Schleusengang später rein, aber wir haben doch Zeit, warum also unter Druck setzen ? unnötig !
Mit maritimen Grüßen,
Schlößer H.P.
Fregattenkapitän