Ersetzen von kaputten Pfählen von Stegen
Ersetzen von Pfählen in der Marina Bootsstände Lahe am Tegeler See in Berlin2020 © Thomas Gade
Die Anlegestege in den Häfen für Sportboote sind üblicherweise schmale Gehwege auf einer Vielzahl Pfähle, die tief in den Boden gerammt sind. Das Metall ist durch Verzinkung und Schutzanstriche gegen Korrosion geschützt, doch im Laufe der Zeit bewirken mechanische Belastungen und andere Einflüsse Schäden am Korrosionsschutz, sodass die Stahlrohre stellenweise zu rosten beginnen.

Der Aufbau einer Steganlage aus Pfählen und Gehwegen lässt sich besonders gut im Winter sehen, wenn die meisten Boote an Land stehen.
Besonders korrosionsanfällig sind die Pfähle aus Stahl an Wasseroberfläche. Dort gibt es eine Zone, die durch Wellen und veränderliche Wasserstände abwechselnd nass oder trocken ist. Hier kommt sowohl Sauerstoff als auch Wasser an den Pfahl. Gemeinsam fördern sie das Entstehen von Rost oder das Abplatzen des Schutzanstriches. Darüber hinaus siedeln in der Zone auch gerne Algen und Muscheln an, die feine Spalte noch vertiefen.

Bei niedrigem Wasserstand ist der kritische Bereich an den Pfählen gut sichtbar. Hier leidet der Lack am stärksten. Es ist allerdings kaum möglich, diesen Bereich im Sommer zu säubern und mit einem neuen Schutzanstrich zu versehen, weil die Boot im Wasser sind und der Hafenbetrieb solche Wartungarbeiten stark behindert.

Hier hat der Zahn der Zeit sichbar Spuren hinterlassen.
Theoretisch könnte man jedes Jahr dort dem Bewuchs und Rost beseitigen und schadhafte Schutzanstriche erneuern, aber wenn der Wasserstand in regenarmen und warmen Sommermonaten entsprechend sinkt, sodass diese kritische Zone oberhalb des Wasserspiegels liegt, ist es durch die parkenden sowie aus- und einlaufenden Boote schwierig, von einem Ponton aus solche Reparaturen durchzuführen.

Ponton für winterliche Wartungsarbeiten an den Pfählen. Durch relativ hohe Wasserstände sind die kritischen Bereiche unter Wasser.
Allerdings sind solche Pfähle robust und langlebig. Erst nach Jahrzehnten treten die Schäden auf und dann ist es Zeit, Gegenmaßnahmen zu treffen. Es gibt dabei allerlei Lösungen. Beispielsweise kann man in die hohlen Pfähle nicht rostende Eisenstangen hineinstecken und Beton hinein kippen, der unter Wasser aus härtet, weil im Pfahl eine Wassersäule steht. Auch kann man ein passgenaues innenliegendes Rohr auf der Höhe der Wasseroberfläche im eigentlichen Pfahl einbauen, der diesen Bereich stabilisiert.
Aber irgendwann ist der Austausch von Pfählen nicht zu umgehen. Mein Boot liegt in einer Marina Tegeler See in Berlin. Dort knickte im vergangenen Jahr der obere Teil eines Pfahles aus Stahl beim Steg ab und wurde nur durch die Taue zweier angebundener Boote und dem kleinen Rest einer Verbindung mit dem unteren Teil daran gehindert, im Wasser zu versinken oder noch gegen eines der Boote zu prallen und möglicherweise einen zusätzlichen Sachschaden anzurichten.

Ziehen eines Pfahls einer Steganlage durch Mitglieder eines Segelvereins mit einem speziell dafür gebauten Fahrzeug.
In manchen Vereinen kann man entsprechende Wasserfahrzeuge mit einer Hebevorrichtung antreffen, auf denen mehrere Vereinsmitglieder quasi als Gewichte fungieren. Mehrere gehen zum Bug, wo eine Befestigungsvorrichtung mit Ketten für den Pfahl vorhanden ist. Dadurch sinkt der Bug und die Kette wird sehr stramm um den Pfahl gewickelt. Danach gehen die Vereinsmitglieder gemeinsam zum Heck des Bootes oder Pontons, damit er sich dort senkt, während der vordere Teil mit dem daran befestigten Pfahl nach oben kommen soll. Geschieht das ruckartig, ist vorprogrammiert, dass jemand über Bord fällt.

Ponton mit Kran von burchardi Wasserbau GbR beim Einsetzen eines neuen Pfahls für eine Steganlage.
Wer auf Nummer sicher gehen will, bestellt Profis. Auf der Havel in Berlin ist dafür das Unternehmen buchardi ,,, bekannt. Seit mehreren Generationen betreibt die Familie Buchardi Fähren und bietet Dienstleistungen rund um Hafenanlagen an.
Er wurde vom Hafenmeister zum Anlass genommen, alle Pfähle genau zu inspizieren und das Auswechseln einiger in Auftrag zu geben.
Als ich am in den Hafen fuhr, traute ich meinen Augen nicht. Eine schmale Hafengasse war nahezu komplett von einem großen Ponton mit einem mächtigen Kran verstopft. Das Gefährt hätte mühelos eine Reihe der viel kleineren Sportboote aus GFK (Laminat aus Glasfasermatten Epoxid) zerquetschen können ohne selber Schaden zu erleiden. Alleine der schwere Greifer für Pfähle am Stahlseil des Krans wäre aus wenigen Metern Fallhöhe mühelos durch jedes der Boote durchgefallen und hätte es versenkt. Beeindruckend war die Gelassenheit und Souveränität, mit der die Mannschaft dieses relativ großen und schweren Fahrzeugs in dem kritischen Bereich millimetergenau bewegte und es erheblich besser im Griff hatte als die allermeisten Sportbootbesitzer ihre eigenen, viel leichteren Boote.



