Oxly Boote

Schleuse Spandau

Thomas Gade © 1. 9. 2011

Komm, wir fahren wieder zurück! – Langes Warten an der Spandauer Schleuse

Berlin. Beim Frühstück wurde der Beschluss gefasst, das Bootscenter Keser an der Havel bei der Heerstraße in Spandau zu besuchen, um die zum Verkauf stehenden Boote auf dem Hof zu begutachten. Wir saßen in einem Lokal im Berliner Ortsteil Wedding und legten fest, wie wir dorthin kamen.
„Mit dem Fahrrad.“, meinte mein Gesprächspartner.
„Das ist zu weit.“, antwortete ich.
„Laß uns mit dem Fahrrad zum Tegeler See fahren und von dort mit meinem Boot zu Keser! Dann kriegst du auch gleich einen Schleusenworkshop in Spandau.“, hieß es. Ein guter Vorschlag!

Wir holten unsere Fahrräder und Jacken. Es war bewölkt und kühl. Auf dem Fahrradweg Berlin-Kopenhagen entlang des Hohenzollernkanals fuhren wir zum Tegeler See. Unterwegs überholte uns eine radelnde Gruppe älterer Damen im beachtlichen Tempo. Am Liegeplatz angekommen, war das Boot rasch vom Skipper klargemacht. Wir fuhren über den südlichen Teil des Tegeler Sees an der Inseln Maienwerder vorbei und machten einen kurzen Abstecher nach Valentinswerter. Der Skipper hatte einen künstlichen Hai entdeckt, den er mir zeigen wollte. Der Hai kann im Wasser schwimmen und mit seiner Flosse Leute erschrecken.



Dann ging es weiter zur Schleuse Spandau, wo bereits ein anderes Sportboot wartete. Wir machen dahinter fest und warteten auf unsere Einfahrterlaubnis. In der Schleuse befand sich ein Binnenschiff, das nach oben gebracht wurde. Es fuhr aus der Schleusenkammer. Weitere Sportboote erschienen, die ebenfalls nach unten schleusen wollten. Unser Lichtsignal blieb jedoch auf rot, während die Lichter für die Berufsschifffahrt grün leuchteten. Ein weiteres Motorboot erschien. Dessen Schiffsführer ‘parkte’ es mit Hilfe seines Bugstrahlruders rückwärts wie ein Auto in die Lücke hinter uns ein. Die Lampe blieb weiterhin rot.





„Da hat sich ein Binnenschiff über UKW angemeldet.“, sagte der Skipper. „Wenn wir Pech haben, ist es ein Schubverband.“ Tatsächlich, da kam er um die Ecke. Ein Schubschiff mit 3 Leichtern. Ein weiteres Sportboot war angekommen, eine Segelyacht, die erstaunlich wendig auf der Stelle drehen konnte. Dahinter bewegte sich der Schubverband langsam und präzise auf die Schleusenkammer zu.


Ein Schubverband läuft in die Schleuse

Der Skipper blickte genau hin, las die Markierungen auf den Einheiten und rechnete: „Etwa 113 Meter lang, 8,40 Metter breit. Das wird nichts. Wir müssen warten. Der Schleusenwärter könnte die schmalen Boote noch reinwinken. Das macht der aber nicht.“ Er hatte recht. Die Schleusenkammer war voll. Das Ende des Schubschiffes befand sich knapp vor der gelben Markierung des Drempels. Länger hätte das gesamte Fahrzeug nicht sein dürfen. Die maximal nutzbare Länge der Schleuse beträgt 115 Meter.

Berufsschifffahrt geht vor. Sportboote müssen warten. Wenn nicht noch ein Binnenschiff kommt … Das würde dauern. Und es kam. Wir sahen es ankommen. „Wir fahren wieder zurück! Das dauert zu lange.“, beschloss der Skipper. Wir legten ab und lösten damit eine leichte Unruhe bei den anderen Wartenden aus.

Der Film zum Artikel:



Gänzlich vertan war die Wartezeit an der Schleuse nicht. Wir drehten einen kurzen Film zum Thema 'Kompetenz':




Leserkommentare:

2. 9. 2011 - 'Seebär': Beim Schleusen muss man Geduld mitbringen. Mal eben da durchhuschen geht oft nicht, wenn auf der Wasserstraße Binnenschiffe unterwegs sind. Beim Warten im Dreierpack und mit voller Blase scheint das noch länger zu dauern.

11. 9. 2011 - Lothar: Dort hatten wir auch vor zwei Jahren schon einmal knapp zwei Stunden gewartet. Ein polnischer Schuber hatte Vorfahrt. Die Besatzung ist mal eben Brot holen, hieß es. Ob die Besatzung des Schubers sich verlaufen hatte, wissen wir nicht. Irgendwann hatte der Schleusenmeister dann doch Erbarmen mit uns.