Flugzeuge und die Boote auf dem Tegeler See
Thomas Gade © Mai 2012Dort wo der Fluss Havel den Tegeler See berührt, befindet sich eine einzigartige Wasserlandschaft mit den Inseln Valentinswerder, Maienwerder und weiteren, alle mit ‘werder’ als Namensendung. Hier wird viel Boot gefahren, um zu den Inseln zu gelangen, zu angeln oder einfach um auf dem Wasser interessante Stunden zu erleben. Ganz so lieblich wie die Havel bei der Pfaueninsel ist es hier im nördlicheren Berlin nicht. Die den Ufern naheliegenden Gebiete tragen Spuren einer industriellen Nutzung. Werften und Hafenanlagen sind im nahegelegenen Spandau zu sehen. Doch entlang des östlichen Ufers des Tegeler See befindet sich der Tegeler Forst, im Norden gibt es eine Promenade mit dahinterliegender Stadtbebauung. Das östliche Ufer liegt entlang eines Waldes. Diese spröde Idylle wird nur von einer Sache gestört, nämlich vom Flugverkehr des nahen Flughafens Tegel. Über Saatwinkel am südlichen Ende des Tegeler Sees fliegen die Flugzeuge phasenweise im Minutentakt. Je nach Start- und Windrichtung ist das richtig laut. Wer hier sein Boot liegen hat, wird darauf kaum einen gemütlichen entspannenden Mittagsschlaf machen. Die Flugzeuge verhindern es.
Laute Flugzeuge über dem Tegeler See
Landeanflug über dem zugefrorenen Tegeler See
Flugzeug über Saatwinkel am Tegeler See
Doch sollte der Spuk nicht mehr lange dauern. Für den 2. Juni 2012 war der letzte Start eines Passagierflugzeugs angesagt. Danach würde der Berliner Flugverkehr komplett vom neuen Flughafen ‘Berlin-Brandenburg Willy Brandt’ südlich von Berlin übernommen werden, hieß es. Endlich Ruhe!
Großes Plakatrondell im Flughafen Tegel
Detail aus einem Plakat
Wir haben wegen dieser Änderung ab Mai 2012 einen neuen Liegeplatz in einer netten Marina im Saatwinkel am Tegeler See angemietet. Unser Boot wird vom ruhigen Pohlesee dorthin verlegt. Der neue Liegeplatz ist für uns verkehrstechnisch besser erreichbar und ohne die Flugzeuge attraktiver. Aber mit dem dröhnenden Flugverkehr wäre der Wechsel nicht in Frage gekommen. Der Hafentrailer wurde bereits verlegt. Das Boot wird Ende Mai folgen.
Heute erfuhren wir, dass Airport Tegel doch nicht am 2. 6. 2012 geschlossen wird. Nur wenige Wochen vor der schon einmal verschobenen Inbetriebnahme des neuen Flughafens wurde heute erneut eine Verschiebung bekannt gegeben. Es gibt Probleme mit dem Brandschutz. Die gewaltige Organisation des Umzugs von Schönefeld und Tegel erweist sich als hinfällig. Über dem neuen Flughafen schwebt kein guter Stern. Der regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, und der Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck, beide SPD, sitzen im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Es ist kaum glaubhaft, dass sie angesichts dieser extrem peinlichen und teuren Panne, die bis jetzt nicht vorhersehbar gewesen sein sollte, in ihren Ämtern bleiben können. Ihre politischen Gegener werden bereits die Messer wetzen. Zurecht!
Unsere Lärmproblematik am Bootsliegeplatz ist sicherlich einer der kleinsten negativen Auswirkungen der Terminverschiebung. Aber bekanntermaßen befindet sich jede Person im Zentrum ihrer eigenen Welt und es trifft uns hart, dass diese Bootssaison nun durch massiven Fluglärm, den es ab dem 3. 6. 2012 dort nicht mehr geben sollte, auf unbestimmte Zeit beeinträchtigt wird. Dafür ist der Spaß eigentlich zu teuer.