Oxly Boote

Fluglärm am Tegeler See

Thomas Gade

Tegeler See. Die Bucht zwischen den Inseln Baumwerder, Valentinswerder und Maienwerder ist ein netter Platz zum Ankern. Gemütlich auf dem sanft schaukelnden Boot sitzend, werden die langsam vorüberziehenden Fahrgasstschiffe betrachtet, welche in der Enge zwischen den Inseln und dem nahe gelegenen Ufer des Tegeler Sees verkehren. Allerlei Boote müssen hier durch. Motorisierte, Segler, Kanufahrer und Stehpaddler. In einigen Billigschlauchbooten drängen sich vier Erwachsene nebst Hund. Ein gesundes Selbstvertrauen gehört dazu. Aber das Ufer ist nicht weit; was soll schon passieren? Ob man sich diese Gelassenheit im Luft verlierenden, überladenem Schlauchboot bei Annäherung eines der großen Ausflugsdampfer, die hier keinen Raum zum ausweichen haben, bewahrt, sei dahingestellt.


Kajak und Stehpaddler

Das Wasser vor dem Schilfgürtel gehört den Blässhühnern, die in großer Anzahl vertreten sind. Ihnen scheint es gut zu gehen, denn sie bleiben friedlich unter sich. Die anderswo üblichen Betteleien an Booten finden hier nicht statt. Nur die Schwäne fordern einen Zoll. Sie klopfen mit den Schnäbeln an die Bordwand und geben leise Zischgeräusche von sich. Ein fordernder Schwan ist groß und sein Schnabel erscheint dem friedliche Dahindösenden bedrohlich. Wie weit wird der Vogel gehen? Kommt er an Bord?


Die Schwäne kommen. Schwanfamilie mit Küken

Kurzum, hier könnte man die Seele baumeln lassen. Alles ist prima bis auf den Fluglärm. Phasenweise kommen die großen Passagierflugzeuge im Minutentakt. Ihr Landeanflug erfolgt dicht über den Baumwipfeln der Tegeler Forstes. Sie sind richtig laut. Der Altansässige in einem der vielen Wassersportvereine und Lauben in der Umgebung hat sich daran gewöhnt. Neu Hinzugekommen waren über die Verschiebung der für den 3.6.2012 angesagten Flughafenschließung enttäuscht. Vor allem die Ursache, eine maßlose Schlamperei unter Federführung des Berliner Bürgermeisters und des Brandenburgischen Ministerpräsidenten, erzeugt Unbehagen. Noch dröhnen die Flugzeuge dicht über den Köpfen der Ruhe Suchenden. Mit Oropax in den Ohren kann man dem Ganzen einen optischen Reiz nicht absprechen. Die zum Greifen nahen Flugzeuge werten die idyllische Szene mit einem Touch von Action und Risiko auf. Die Anmutung einer proviziellen Schrebergartenspießigkeit wird vermieden. Fehlt nur noch, dass mal eines abstürzt. Das würde die Gespräche der Vereinskameraden auf ihren gepolsterten Klappstühlen dicht am Grill beleben.


Flugzeug und Segelboot


Flugzeug über einem Seglerverein


Flugzeug dicht über den Bäumen

Gut kann man das beim Betrachten dieses kurzen Films nachvollziehen: