Oxly - Boote


Barometer kontra moderner satellitengestützer Wetterstation

18. 11. 2011

Die Vorbesitzer unseres Bootes hatten ihren maritimen Sinn mit entsprechenden Asseccoires zum Ausdruck gebracht. Dazu gehörte ein Barometer, das schon lange nicht mehr geeicht war und eine Uhr, die meistens nicht ging. Das Hygrometer zeigte gelegentlich 100% Luftfeuchtigkeit an. Die messingfarbene Beschichtung der Blechhüllen hatte stellenweise Aufwerfungen.  Es gab also Gründe genug, sich von dem plagiativen Plunder zu trennen.


Maritimes Ambiente: Messingfarbene Instrumente und Tampen

Bei Karstadt entdeckte ich Wetterstationen. Erstaunlicherweise wurden einige mit einem roten Banner mit der Aufschrift 'Weltneuheit' angepreist. Wieviele Produkte hatte man im Laufe der Geschichte schon mit diesem Begriff beworben?

Aber die Verpackung versprach mehr: Diese Wetterstationen wurden nicht über kleine Geräte, die draußen lagen und über Funk Daten meldeten, mit Infos versorgt, um daraus irgendwelche fragwürdigen Prognosen zu entwickeln, sondern erhielten per Satellit aktuelle Wettervorhersagen. Schöne Sache, aber da lagen so viele verschiedene Versionen rum.  Zweimal zog es mich dorthin. Welche sollte es sein? Eine mit regionaler Unwetterwarnung geriet immer mehr in den Fokus, aber sie blieb erstmal im Regal.

Das olle Barometer lag derweil bei mir im Flur auf dem Schuhschrank. Dort wurde es von dem zweiten Besatzungsmitglied entdeckt. Sie hatte vorher wenig Interesse an der technischen Ausrüstung des Bootes gezeigt, aber gerade im Theoriekurs zum Sportbootführerschein Binnen das Thema Wetter abgehandelt. Daher erlangte das alte Barometer ihre Aufmerksamkeit und die unter der Skala stehenden Wörter 'Regen', 'Veränderlich' und 'Schön' bekamen einen hohen Wahrheitsgehalt, der nicht in Zweifel zu ziehen war. Dieses Barometer zeigte nicht nur den Luftdruck an sondern konnte präzise das Wetter vorhersagen, galt nun. Meine Einwände wurden überhört und der Hinweis, dass ich gleich die neue Wetterstation von Karstadt mit viertägiger Wettervorhersage von einem modernen Wetterdienst abhole, wurde mit stummer Nichtbeachtung quittiert. Von nun an wurde stündlich leicht auf das Glas geklopft, um die Bewegung des Zeigers zu unterstützen. An allen Orten in der Wohnung war es zeitweilig zu finden. An eine Entsorgung war nicht mehr zu denken.


Lichtmastwechsel
26. 4. 2012

Die Aufgabe lautete: Austausch des alten Lichtmastes gegen eine dezentere Halterung für die Lichter und das Horn am Fensterrahmen des Bootes. Grund: Der ursprüngliche Mast verhinderte das Senken der geöffneten Einstiegsluke und behinderte die Nutzung des Kabinendaches. Bei Fahrt an warmen Tagen war der Luftzug durch die geöffnete Klappe angenehm, doch die halb hochstehende Luke und der Mast behinderten die Sicht nach vorne.


Lichtmast im Weg. Die Klappe geht nicht ganz auf.

An sich war das keine große Herausforderung. Benötigt wurden zwei Halter, eine Querleiste, die Lampen, das Horn, vieradriges Kabel, wasserdichter Stecker, Schrumpfschlauch, Lack und Werkzeuge. Auf Sportbooten war alles anders als im Haushalt. Die Geräte liefen mit 12 Volt aus der Autobatterie. Die passenden Dinge gab es im Bootshandel zu gesalzenen Preisen weit über IKEA-Niveau. Das mit weißem Licht im 225° Winkel nach vorne strahlende Topplicht kosteten bis zu 100 €. Mein Exemplar schlug mit 31 € zu Buche, das Ankerlicht, ein einfacher Stab mit dem Lämpchen oben drauf, mit 39,- €, das Horn stammt vom alten Lichtmast, desgleichen der Stecker. Pinsel und Lack, Kleinteile, passende Halter und das Querholz sorgten dafür, dass die 100 € überschritten werden. Angesichts des Endprodukts mochte man das kaum glauben.

Nach und nach trudelten die bestellten Teile ein. Ich erinnerte mich an einen Elektronikladen in Charlottenburg. Dort gab es fünfadriges Kabel, Schrumpfschlauch und ein paar weitere Kleinigkeiten, die in den Baumärkten nicht zu finden waren. Unerwarteterweise hatte das gelieferte Topplicht eine andere Kabelverbindung als die Lampen, die in der Nautik-Abteilung eines Bauhauses zu sehen waren oder an meinem alten Lichtmast montiert waren. Zwei Flachstecker fehlten noch (eine weitere Fahrt zum Elektronikladen ...). Wie bekam man das wasserdicht? Das Topplicht befand sich im Freien. Diese Frage führte zu Erstellung einer Halterung aus Holz anstelle der ursprünglich gedachten zwei kleinen Metallwinkel. Schließlich wurden die Kabelenden in der Lampe verlötet, anstatt die Flachstecker zu verwenden. Mit Klebstoff und mehreren Lackschichten wurde Vertrauen in die Wasserdichtigkeit der Konstruktion geschaffen. Allmählich gewann der Schrumpfschlauch eine immer größere Bedeutung.


Bastelei in der Wohnung – I – Wo ist die passende Schraube?


Bastelei in der Wohnung – II – Der Küchentisch wird zur Ablage

Das Ankerlicht, eine pfiffige teilbare Konstruktion, hatte laut Angebot eine andere, nämlich schlankere versenkbare Fassung und entgegen der Zeichnung eine leichte Neigung am Sockel, der die ursprüngliche Idee, ein 2cm dickes Loch durch die Querleiste zu bohren, die Fassung darin zu versenken und zu verschrauben, entgegenstand. Die angepasste Lösung sah weniger schön aus. Eine ca. 1 cm tiefe Kerbe wurde mit der Raspel in die Querleiste gearbeitet. Der Wind blies das feine Holzmehl durch die offene Balkontür in die Wohnung.

Durch die kleckerweisen Beschaffungen und Lieferungen ging die Erstellung der Lichtleiste nur in kleinen Schritten voran. Jeder gestandene Handwerker mit ordentlicher Werkstatt hätte sich über den langsamen Fortschritt lustig gemacht. In einer Wohnung verlangte diese Aufgabe viel Toleranz, weil jeder Tisch und jeder Raum einbezogen wurde. Hier wurde geschraubt, dort gebohrt, da lackiert und hier gelötet. Der Gang durch das sich dadurch ergebende Chaos ähnelte einem Eiertanz im Spagatschritt. Neben den häuslichen Dingen tummelten sich Werkzeuge, abgeschnittene Kabelenden und Schrauben. Wegen eines Regens wurde das frisch lackierte Holzstück reingeholt. Der Raum roch danach.


Bastelei in der Wohnung – II – Lötkolben, Couch und Teppich

Mit einer 12 Volt Batterie wurden die Anschlüsse geprüft und entsprechend verbunden. Der Vorgang war simpel. Während ich im Wohnzimmer mit heißem Lötkolben umgeben von Kleinteilen, dem alten Mast und der neuen Lichtleiste saß, klingelte das Telefon. Der Anrufer war hartnäckig; er versuchte es immer wieder, doch ich konnte nicht ran.

Nach dem Feststellen und Notieren der Kontaktbelegung wurde der alte Stecker kurzerhand vom Mast abgeschnitten und auseinandergeschraubt. Beim Lösen der alten Kabel stellte sich heraus, dass der Schlitz der Madenschraube vom Massepol kaputt war. Eine Backe war abgebrochen. Eine Fummelei mit Zange und Schraubenzieher begann.


Defekte Madenschraube

Schließlich mussten Sekundenkleber und der Lötkolben die Sache fixen. Schön war das nicht, aber wer hatte schon einen passenden Ersatzstecker dieses speziellen Typs herumliegen? Schließlich war alles verschraubt, mehrfach lackiert, die Elektrik getestet und fertig zum Anbau.


Alter Mast neben neuer Lichterhalterung


Motorausfall auf dem Boot
28. 8. 2014

Über den Sinn von Inspektionsluken braucht man nicht lange zu diskutieren. Dahinter befinden sich Dinge, die gelegentlich begutachtet und gewartet werden. Im Fall eines technischen Schadens gewährleisten sie, dass die relevanten Stellen erreichbar sind. Umso mehr erstaunt es, wenn eine Werft in ein Boot direkt über der Inspektionsluke zum Tank einen Holzkasten mit integriertem Kühlschrank baut. Wie, bitte schön, kommt man im Bedarfsfall an den Tank, wenn er zugebaut wurde?


Kühlschrank im Boot

Während dieser Wassersportsaison ließ mich mein Boot mehrmals im Stich. Unterwegs ging der Motor aus. Es gab reichlich Vermutungen und Thesen über die Ursache meinerseits und von Bootkollegen. Zuerst nahm ich an, dass der Motor nicht ausreichend gekühlt wurde und eine Einrichtung ihn ab einer bestimmten Temperatur ausschaltete. Der Impeller war seit Jahren nicht gewechselt worden. Er wurde ausgetauscht. Bei der nächsten Fahrt passierte es wieder. Der Motor ging aus. Vielleicht war der Kraftstofffilter verstopft? Auch er befand sich seit vielen Jahren in seinem Gehäuse und wurde ersetzt. Bei der Gelegenheit lernte ich die Entlüftungsschraube kennen, die noch häufig eine wichtige Rolle spielen sollte. Jedes Mal wenn der Motor erneut ausging, schraubte ich sie heraus und stellte fest, dass der Pegel im Becher des Kraftstoffs stark gesunken war. Wie kam die Luft in das System? Irgendwas bremste den Kraftstofffluss. Also wurde der uralte Wasserabscheider geöffnet, in dem sich unten eine circa 2 cm bräunliche Pampe angesammelt hatte. Das Boot hatte keinen Kraftstoffhahn. Nach dem Öffnen des Wasserabscheiders war seltsamerweise kein Diesel aus dem Kupferrohr geflossen. Da dessen Öffnung tiefer war als der Boden des Tanks, hätte Diesel ausfließen müssen. Mit einem Bootskameraden diskutierte ich den Sachverhalt. Wir vermuteten, dass das Kupferrohr welches von den Erbauern des Schiffes nicht direkt zum Wasserabscheider geführt wurde, sondern vorher ein waagerechtes, ca. 80cm langes U bildete, das sonst sinnlos erschien, gebremst wurde. Doch schon früh hatte es Überlegungen gegeben, dass im 60 Liter Tank etwas nicht stimmte. Leider konnten wir ihn nicht inspizieren. Wir verwendeten einen Dieselzusatz, der die Veränderung des Treibstoffs durch Bakterien verhinderte. Die Flüssigkeit, die bei dem Motor ankam, war stets transparent und klar mit leichtem Gelbstich, so wie Diesel sein sollte. Daher schien ein Problem mit dem Tank nicht unbedingt die Ursache der Motorstopps zu sein.


Beim Ausbau

Mal fuhr das Boot eine halbe Stunde ohne zu mucken und irgendwann ging der Motor wieder aus. Eines Tages bekam ich ihn nicht mehr zum Laufen. Die Batterie schwächelte nach mehreren Startversuchen und ein kleines Motorboot schleppte mich ein paar 100 Meter bis zu meinem Hafen.

So konnte es nicht weitergehen. Ich löste den Treibstoffschlauch vom Motor, verlängerte ihn mit einem halben Meter sauberen Schlauch und blies rein. Aus dem Tank war ein Gluckern zu hören. Dann setzte ich eine Gummipumpe an den Schlauch und betätigte sie oft. Es sollten einige Liter durchfließen, um alle etwaigen Luftblasen, die sich in der Treibstoffzufuhr befanden, mitzuziehen. Erstaunlicherweise förderte die Pumpe keinen Diesel. Daraufhin saugte ich am Schlauch. Im transparenten Endstück hätte ich den Treibstoff rechtzeitig gesehen, um ihn nicht zu schlucken. Doch ließ sich nichts ansaugen. Das Problem musste im Tank sein.

Es gab keinen anderen Weg, als den fest eingebauten Kühlschrank auszubauen, in der vagen Hoffnung, dass sich darunter eine Inspektionsluke befand. Im schlimmsten Fall hätte ich die Holzdecke aufsägen müssen. Der Rest des Bootes sollte nicht zu Schaden kommen und in der engen Pflicht dauerte es lange, bis der Kühlschrank ausgebaut war. Überall lagen kleine Styroporflocken herum. Unten tauchte tatsächlich die erhoffte Öffnung auf. Zwischen zwei Styroporplatten lag sogar eine Holzplatte zum Abdecken der Luke. Was hatten sich die Bootsbauer dabei gedacht?


Inspektionsluke unter dem ehemaligen Kühlschrankfach

Endlich konnte der Deckel mit dem Rohr der Treibstoffzufuhr abgeschraubt werden. Es stellte sich heraus, dass ein Metallsieb am unteren Ende von einem glänzenden Schleim umgeben war, der das Sieb verstopfte. Kein Wunder, dass dem Motor die Puste ausging. Er bekam zu wenig Treibstoff.

Ich ließ ein Rohr mit einem Schlauch hinunter auf den Grund des Tanks und saugte den Bodenbelag weg. Eine trübe gelbliche Brühe floss in eine transparente Flasche und am Boden setzte sich eine dunkelbraune Schicht ab. Nach einer Weile schien das Gröbste abgesaugt worden zu sein. Im transparenten Schlauch war sauberer Diesel.


Verstopftes Sieb am Treibstoffrohr

Das Treibstoffrohr mit Sieb wurde mit einer Nitroverdünnung gereinigt und erneut an seinen alten Platz montiert. Um Nägel mit Köpfen zu machen, ersetzte ich den alten Wasserabscheider gegen einen neuen mit austauschbarem Filter und Schauglas zur Kontrolle des Diesels. Mit der Gummi-Kraftstoffpumpe saugte ich am Schlauchende, das direkt mit der Pumpe am Motor verbunden werden sollte, solange, bis Diesel austrat und befestigte ihn danach an seinem vorgesehenen Platz. Die Lüftungsschraube am Kraftstofffilter wurde ein Stückchen heraus gedreht. Dann pumpte ich mit dem kleinen Hebel an der Kraftstoffpumpe, bis aus der Entlüftungschraube Diesel austrat und schraubte sie zu. Das wiederholte ich mit der Entlüftungschraube an der Einspritzungspumpe.

Der Motor wurde gestartet. Er sprang an und nach mehrmaligem hin und her Schiebens des Gashebels lief er konstant auf den eingestellten Drehzahlen. Es war abends und die anderen Bootseigner waren bereits zuhause, so dass der Motor unbeanstandet eine knappe Stunde laufen konnte. Niemand beschwerte sich. Im Boot sah es aus wie Sau und stank nach Diesel. Mehrere Mülltüten brachte ich zum Auto, das wenige Tage zuvor beim TÜV war und deswegen ungewöhnlich leer und sauber war. Das Boot sorgte dafür, dass dieser angenehme Zustand nicht lange erhalten blieb.



Neuer Unterwasseranstrich
20. 3. 2012

Nach der Reinigung der Unterseite unseres Bootes sollte es mir einem frischen Antifouling versehen werden. Unsere Methode zur Beseitigung des Belags haben wir in einem eigenen Artikel beschrieben. Wir hatten keine Ahnung, was die Vorbesitzer verwendet hatten und konnten sie nicht erreichen. Unser Verdränger, 6,4 Meter lang, fährt maximal 6 Knoten, wobei wir üblicherweise langsam mit 3 bis 4 Knoten fahren. Unser Revier sind die Havel, Spree und Seen in Berlin und Brandenburg. Also Süßwasser.

Der Hafenmeister, ein erfahrener Bootskenner und -bastler, sah sich den Rumpf an und empfahl VC-17M von International. Im Web hatten wir dazu einige ablehnende Kommentare gelesen, doch vertrauten wir dem Rat. Im Wassersportgeschäft erstanden wir zwei Gebinde mit jeweils 750 ml Inhalt für stolze 39 € pro Einheit.


Boot im Winterlager. Ist ein neuer Unterwasseranstrich fällig?

Das Mittel besteht aus einer Tüte mit feinem Kupferstaub und einer Dose mit einer Flüssigkeit. Vor der Verwendung wird das Pulver in die Dose gekippt und alles gründlich miteinander verrührt. Dabei entsteht der gebrauchsfertige kupferfarbene schillernde Anstrich.


VC-17m Teflon und Kupfer Anrühren des Antifouling

Mit dem Pinsel und ruhiger Hand sollte der Anstrich an der Grenze zwischen Unterwasseranstrich und dem Überwasserrumpf nachgezogen werden. Das war keine gute Idee. Der Pinsel saugte sich sofort mit dem Anstrich voll, der schnell hart wurde. Dagegen verlief das Anstreichen mit der Schaumstoffrolle flott. Da der Rumpf bereits im vergangenen Jahr eine solche Behandlung erfahren hatte, wie uns zwischenzeitlich andere Bootseigner vom gleichen Liegeplatz mitteilten, reichte ein Anstrich, für den eine Dose Antifouling gerade die richtige Menge war.


Pinsel. Keine gute Idee.

Mit dem letzten Rest strichen wir das Ruderblatt. Über den Sinn und Unsinn des Anstrichs der Metallteile des Ruders und des Antriebs gingen die Meinungen auseinander. Die einen meinten, dass muss so gemacht werden, die anderen warnten vor Korrosion durch Elektrolyse, die durch die verschiedenen Metalle verursacht wird. Womit wir bereits ein weiteres Thema ankündigen: Die Opferanode.


Neuer Anstrich. Noch glänzt er kupferfarben.



Start der Bootssaison 2012. Die erste Fahrt des Butts.
2. 4. 2012

Am 31. März rief der Hafenmeister des Bootshauses am Pohlesee an: "Wir können Ihr Boot zu Wasser lassen. Möchten Sie dabei sein?" Natürlich wollten wir das und verabredeten uns für den folgenden Tag.

Die Batterien, die Polster und weitere Dinge wurden aus dem Keller zum Auto geschleppt. Am nächsten Tag fand in Berlin ein Halbmarathon statt. Deswegen fuhren wir einen Umweg, um nicht in etwaige Straßensperren zu geraten, die uns im vergangenen Jahr immer wieder die Fahrt durch die Stadt zum Boot erschwert hatten. Obwohl die Fotos wenig davon vermitteln, war das Wetter ungemütlich kalt und sehr windig. Immer wieder schüttelten kräftige Böen die Bäume und erzeugten bereits auf den kleinen Seen unterhalb der Wannseeinsel kleine Schaumkronen. Gelegentlich kam die Sonne durch, die bei dem kräftigen Wind nicht spürbar wärmte.


Das Boot auf dem Trailer

Der Hafenmeister ließ sich von der aktuellen Situation nicht beeindrucken, kuppelte den Trailer an seine Zugmaschine und fuhr langsam die Rampe zum Wasser hinunter. Der Trailer rollte hinein und das Boot schwamm auf. Der Wind drückte es gegen eine Einstiegsstelle für Kanus. An deren Kante waren Gummistücke genagelt, die das Verkratzen des Rumpfes verhinderten. Wir hielten das Boot fest bis der Hafenmeister den Trailer eingeparkt hatte und mit zwei Paddeln zurückkehrte.


Zugmaschine und Trailer


Der Trailer rollt mit dem Boot zum Wasser


Erste Wasserberührung


Die Bootssaison ist eröffnet. Der Skipper neben seinem Boot.

Der Hafenmeister begab sich mit seinem Paddel auf den Bug und ich stand mit dem anderen achtern. Das Boot wurde gedreht und dem kräftigen Seitenwind zum Trotz ohne Blessuren und Anrempler zu seinem Liegeplatz gepaddelt. Dort wurde es mit reichlich Fendern und Tauen so festgemacht, dass die Böen es nicht gegen die Holzpier stoßen konnten.


Das Boot wird zum Liegeplatz gepaddelt


Festmachen am Liegeplatz

Für die erste Fahrt konnten wir den Motor nicht anwerfen, weil noch keine Batterien an Bord waren. Das 'Auswintern' der Maschine geschah am Liegeplatz. Zuerst wurden die beiden Autobatterien über den schmalen Steg zum Boot gebracht, in ihren Kasten eingebaut und verkabelt. Danach wurde eine Tasse Wasser in den Wasserfilter des Motors gekippt und der erste Startversuch übernommen. Zweimal sprang der Motor an und ging wieder aus. Beim dritten Mal klappte es, nach einer Weile lief die Maschine rund, beförderte das Frostschutzmittel aus seinem Kühlkreislauf und frisches Seewasser aus dem Ausflussrohr.

Das Boot war startklar. Trotz des Windes beschlossen wir, eine kurze Fahrt zu unternehmen. Einmal den kleinen Wannsee rauf und runter, durch den Pohlesee zum Stölpchensee und zurück. Durch den monatelangen Mangel an Fahrpraxis und einer kräftigen Böe beim Ablegen, hätten wir fast den hinter uns liegenden Steg und ein anderes Boot gerammt. Der Wind drehte uns entschlossen. Vom Ufer aus sah unser Auslaufmanöver bestimmt sehr gekonnt aus. Nur wenige schaffen es, einen Verdränger mit starrer Welle ohne Bugstrahlruder auf so engem Raum zu wenden. Eine Mischung aus aufkommender Panik und Verstand bewirkte den richtigen Kurs und wir verließen den Hafen.

Auf dem kleinen Wannsee begegneten wir den Ausflugsdampfern Heiterkeit und Rheinland sowie zwei Segelbooten mit gekippten Masten und Außenbordern. Die große Motoryacht Albin Köbis war unter einer riesigen Plane verborgen.


Motoryacht 'Albin Köbis' unter einem großen Winterverdeck

Auf den großen Wannsee trauten wir uns wegen des Windes nicht hinaus und fuhren zurück.

Kommentare:

Herr Winkler, 03.04.2012
Ein schickes Boot habt ihr! Wir freuen uns total, dass es endlich wieder losgeht!!!

Schwertfisch, 3. 4. 2012
Die Boote müssen jetzt rein. Sonst ist die Saison zu kurz. Mast und Schotbruch …

Suse, 2. 4. 2012
Riskant, bei der Wettervorhersage hättet ihr den Frostschutz nicht ablassen dürfen. Ostern soll es kalt werden. Das arme Boot wird Frostbeulen bekommen. Nicht akzeptiert.

Oxly, 2. 4. 2012
Das Boot ist eine HASLA 21, über die wenig zu lesen ist, und bauähnlich mit einer älteren Marex 21. Daten: 2,4x 6,4m – 15 PS Diesel – maximal 6 Knoten.

Muckel, 2. 4. 2012
Ein nettes kleines Boot fahrt ihr. Was für ein Typ ist das?
LG Muckel



Ein frischer Antifouling-Anstrich

15. 4. 2013

Das Boot braucht einen neuen Antifouling-Anstrich, um die Anlagerung von Muscheln und Algen am Unterwasserschiff zu verhindern. Es ist ein langsam fahrender Verdränger, dessen Höchstgeschwindigkeit bei 13 km/h liegt. Wir sind gerne gemütlich mit der halben Geschwindigkeit auf der Havel und ihren seenartigen Verbreiterungen in Berlin und Brandenburg unterwegs. In diesem Revier wird an Booten dieses Typs ein Dünnschicht-Antifouling verwendet, wie das VC 17 M von International. Es gibt auch andere von diversen Herstellern, beispielsweise das günstigere F18 aus dem Bauhaus.

Wir haben die Anwendung von VC 17 M gefilmt. Es wird in einer Dose mit einer Plastikkappe geliefert, in der sich ein Beutel mit einem feinen Kupferstaub befindet. Vor dem Anstrich ist das Pulver mit der Flüssigkeit in der Dose zu vermengen. Im Film sieht man, wie ich das mit bloßen Händen mache. Das ist falsch; man sollte auf jeden Fall Handschuhe tragen, welche die Haut vor einem Kontakt mit den Substanzen schützen.

Video zur Anwendung von VC 17 M


Boot mit frischem Antifoulinganstrich

Versuche im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass es sinnlos ist, dieses Mittel mit einem Pinsel aufzutragen. Das ideale Werkzeug ist eine dünne Rolle aus Schaumstoff, mit der sich das Antifouling rasch und zügig auf dem Rumpf verstreichen lässt. Die Vorbereitung des Rumpfes ist einfach. Jedes Jahr, direkt nach dem Herausholen aus dem Wasser, wird der alljährlich mit Antifouling behandelte Rumpf gründlich mit einem Hochdruckreiniger abgesprüht. Bis auf wenige Stellen ist er danach sauber. Im Frühling, vor dem Auftragen eines frischen Antifouling, wird der Rumpf lediglich mit feuchten Lappen mit einer Spiritus-Wasser-Mischung abgewischt. Da gibt es nichts zu schleifen; schließlich wollen wir nicht jedes Jahr eine dünne Schicht von unserem Rumpf abtragen. Das Boot soll lange halten.

Bei der Verwendung von Schaumstoffrollen reicht eine Dose VC 17 mit 0,75 l Inhalt locker aus, um das 6,5 m lange Boot mit einem Antifouling-Anstrich zu versehen. Danach glänzt das Unterwasserschiff des Bootes kupferfarben. Nach einigen Tagen im Wasser ist der Anstrich bleigrau.



Ausbesserungsarbeiten am GFK-Rumpf
11. 3. 2014

Während des aus dem Wasser Slippens kam es zu leichten Beschädigungen am Rumpf unseres Bootes. Eine Auflagefläche des Trailers hatte sich unter Wasser hochkant gestellt. Beim Heraufschieben des Bootes kam es deswegen zu zwei länglichen Kratzern mit kleineren Abplatzern des Gelcoats. Der im Wasser befindliche äußere Teil des Rumpfes war in vielen Jahren wiederholt mit Antifouling gestrichen worden, sodass das Unterwasserschiff mit einer anthrazitfarbenen Beschichtung versehen war, unter der sich das Gelcoat befand.


Kratzer am Rumpf

Alle Mittel zum Verspachteln der Kratzer und Abplatzer wiesen in ihren Gebrauchsanleitungen darauf hin, dass die entsprechenden Stellen sorgfältig geschliffen und gesäubert werden mussten, damit das Mittel hielt. Theoretisch ließ sich das leicht sagen, doch in der Praxis war es kaum möglich, schmale Bereiche auf einem mit mehreren Lagen Antifouling versehenen Rumpf bis auf das Gelcoat, der ursprünglichen Oberfläche, von jeder Beschichtung zu befreien.

Anfang März war bereits der Frühling ausgebrochen und die Temperaturen so hoch, dass die entsprechenden Mittel innerhalb des vom Hersteller empfohlenen Temperaturkorridors eingesetzt werden konnten. Mit einem Schleifgerät und Schleifscheiben mit 240er Körnung wurden die schadhaften Bereiche soweit geschliffen, dass ein Teil des Antifoulings verschwand und etwas helles Gelcoat dicht bei den Kratzern freigelegt wurde. Dann kam es zu einem Versuch, die Stellen mit Aceton zu reinigen, doch löste sich dabei Antifouling und wurde auf das helle Gelcoat geschmiert. Mit Alkohol und Spiritus passierte das gleiche. Deswegen erfolgte ein weiterer Schliff mit sehr feiner Körnung, um die hellen Stellen von dem gelösten, darauf gewischten Antifouling zu befreien. Anschließend wurde der Schleifstaub durch Pusten und einem sauberen fusseligen Tuch entfernt.


angeschliffene Stellen

Das schadhafte Gelcoat wurde mit ‘Watertight Epoxy Filler’ von International zugespachtelt. Er war mir von mehreren Bootskollegen empfohlen worden und bestand aus zwei zähen Komponenten, die in der notwendigen Menge sorgsam vermischt wurden, bis eine helle, grünlich bläuliche verstreichbare Substanz entstand. Mit festen Plastikstreifen, die aus einer Kartoffelsalatverpackung geschnitten waren, konnte sie gut aufgetragen und geformt werden. Bei dieser Arbeit wurden Einmalhandschuhe aus dünnem Latex getragen. Mit etwas Spülmittel auf der Innenseite der Fingerspitzen hafteten diese Stellen nicht an der Spachtelmasse und so war es möglich, die an das Boot gedrückte Masse mit den Händen zu glätten.


Ausbesserungen des Rumpfes mit Spachtelmasse. Epoxy Filler

Der als 'schnelltrocknend' bezeichnete Filler brauchte bei nächtlichen Temperaturen knapp über 0° und einer Tageshöchsttemperatur von 10° einen ganzen Tag, um auszuhärten.

Danach wurde seine Oberfläche mit feinkörnigem Schleifmittel angeschliffen. Um erneut Antifouling auftragen zu können, wurden die ausgebesserten Stellen mehrmals mit einem 2K Primer aus der F18 Serie des Bauhaus gestrichen, der kleine Unebenheiten füllte und zusätzlich einen Osmoseschutz bot. Das war das im wahrsten Sinne des Wortes etwas 'dick aufgetragen', doch sollte das Ergebnis dauerhaft halten. Die drei großzügigen Anstriche mit Primer wurden innerhalb weniger Stunden vorgenommen. Das Material haftete sehr gut am Rumpf.


2K Primer auf den ausgebesserten Stellen


F18 – günstige Produktlinie aus dem Bauhaus

Anschließend wurde der Unterwasserbereich erneut mit Antifouling gestrichen. Wir nahmen diesmal F18 mit Kupfer, das von anderen Bootskollegen als gleichwertig mit dem bisher von uns verwendeten VC 17M von International beschrieben wurde. Jedoch gab es zwei Unterschiede. Einerseits war die 750ml Dose F18 zehn € günstiger als VC 17M. Andererseits war in die teurere Variante feinster Kupferstaub aus einem Beutel hineinzugeben. Der befand sich bereits im F18. Somit ersparte man sich Kupferstaub auf der Haut und möglicherweise in der Lunge. Beide Antifoulings waren vor dem Auftragen lange und sorgfältig zu verrühren, bis eine homogene dünne kupferfarbene Flüssigkeit entstand, die mit Schaumstoffrollen schnell und ergiebig verarbeitet wurde.


Frischer Kupferglanz auf dem Unterwasserbereich




Boot im Wasser. Start der Wassersportsaison 2016

3. 4. 2016

Alle Jahre wieder heißt es: "Boote ins Wasser." In den Wochen davor werden die spärlichen Tage mit besserem Wetter zur Vorbereitung genutzt. Der Unterwasserbereich bekommt einen neuen Antifoulinganstrich gegen Bewuchs durch Algen und Muscheln und die eine oder andere Reparatur wird vorgenommen. Dann kommt der Tag, an dem das Boot wieder ins Wasser gelassen wird. Man fährt zur Marina und hofft, dass alles glatt geht. Wann kommt man dran? Das steht meist nicht zuverlässig fest. Die Slippmanschaft folgt eigenen Regeln. Manche warten nur kurze Zeit und andere fast den ganzen Tag.


Motorboot auf einem Trailer

Endlich ist es soweit und das Boot wird zur Slipanlage geschoben oder in die Gurte des Krans gehängt, um ins Wasser zu kommen. Bei Motorbootfahrern ist das ein spannender Moment. Springt der Motor an? Falls nicht, ist das stressig, weil man von der Slipstelle wegkommen muss, denn die anderen warten. Meistens klappt es, aber manchmal erst nach mehreren Starts und manch kleineres Motorboot wird zum Liegeplatz gepaddelt, um den Antrieb dort in aller Ruhe aus dem Winterschlaf zu wecken.


Ein Motorboot wird zur Slipanlage gerollt

Heute klappte alles bestens und mein Motorboot war mittags wieder im Wasser. Der Motor musste zweimal gestartet werden und lief nach einer kurzen Aufwärmphase zuverlässig. Dann folgte das übliche Procedere: Boot innen säubern, allerhand Sachen vom Auto zum Boot schleppen und einrichten. Auf dem Steg begann der Hafenschnack. Das gute Wetter gab sich alle Mühe, die Erinnerung an den vergangenen wolkenreichen Winter zu verdrängen.