Beim ‘Café am Neuen See’ gibt es einen Bootsverleih. An warmen, sonnigen Wochenenden bilden sich Warteschlangen zum Ergattern eines Ruderbootes. Die zurückzulegenden Strecken sind kaum der Rede wert. Ein paar Schläge und schon ist das nächste Ufer erreicht, wenn man überhaupt hinkommt, denn die Boote sind einander im Weg. Woody Allen könnte beim Komponieren der Szenen auf den schmalen Gewässern unter grünen Zweigen Pate gestanden haben. Die Idylle der Familien und Frischverliebten in den Booten scheint flüchtig zu sein wie die umherfliegenden Blütenpollen. Frühlingshafte Leichtigkeit liegt in der Luft. Kenner der Havel und der vielen größeren Seen von Spandau bis Potsdam können über diese Art des Boote Fahrens nur müde lächeln. Ihre Fußwege auf den Stegen vom Ufer bis zum Boot sind länger als manche Strecke auf diesen Tümpeln. Selbst auf dem unweiten Plötzensee ist die Lage weitaus großzügiger und man kann darin baden.
Genug des Spotts. Die Sache hat auch ihren Reiz. Im Tiergarten befinden sich diverse gastronomische Ausflugsziele. Dazu zählen das Teehaus im Englischen Garten, das Café am Neuen See und der Schleusenkrug. Dank der breiten Straßen, die den Tiergarten zerteilen, gibt es genügend Parkplätze. Das Radwegenetz ist hervorragend und öffentliche Verkehrsmittel sind reichlich vorhanden. Der Tiergarten grenzt nördlich unmittelbar an der Spree mit einem hervorragenden Fuß- und Radweg zum Schloss Charlottenburg oder in das Regierungsviertel. Zu sehen gibt es allerhand und der Ort eignet sich nicht nur für Ausflüge mit dem angereisten Besuch oder für romantische Begegnungen.
Wer kann, besucht den Tiergarten vorzugsweise an Wochentagen, vielleicht nach einem Regen im Herbst. Dann ist der Park weniger belebt und das Rudern vermittelt eher das Gefühl einer Reise.