Auf der Fahrt vom Wannsee bis Pichelswerder sahen wir nur wenige Binnenschiffe auf der Havel. Indes waren bei dem guten Wetter allerhand Sportboote auf dem Wasser. An den bekannten Stellen vor den Vereinen tummelten sich die Segelboote. Nach der Einfahrt in die enge kanalisierte Havel, die entlang begrünter Ufer, versteckten Marinas und Industrieanlagen durch Spandau zur Schleuse führte, waren die Motorboote unter sich. Dass wir Pfingstsonntag nicht alleine durch die Schleuse Spandau fahren würden, war klar. Unweit der Schleuse sichteten wir voraus ein fahrendes Binnenschiff. Wir schätzen seine Länge auf ca. 85 Meter, was ungefähr zutraf, und die Hoffnung auf eine schnelle Schleusung weckte, falls nicht zuviele Sportboote in Warteposition lagen, oder ein Fahrgastschiff aufkam. Auf beiden Seiten vor der Schleuse befanden sich Parkplätze für Sportboote, die hindurch wollten. Mit uns waren es insgesamt 10 Boote.
Es hätte schlimmer sein können. Beim Ankommen sahen wir ein Binnenschiff und einige Motoroboote aus der Schleuse auslaufen. Links hatten sich die Sportboote den Parkplatz gut aufgeteilt, rechts nahmen ein kleines Sportboot und ein größeres den gesamten Platz ein. Da in Kürze ein Umspringen der roten Ampeln an den Sportbootanlegern zu erwarten war, lohnte es sich nicht, die anderen Bootskollegen um ein Aufrücken zu bitten.
Das vor uns fahrende Binnenschiff reagierte auf die grünen Lichtzeichen und fuhr in die Schleusenkammer. Danach wurden die roten Lichter an den Sportbootliegeplätzen grün und die Skipper machten sich vorsichtig auf den Weg. Wir waren die letzten. Zwei kleine Boote fuhren voran und legten sich an die gegenüberliegende Wand dicht hinter das Binnenschiff. Die größeren Boote sortierten sich dahinter irgendwie zurecht und alle kamen mit. Einige lagen direkt an der Wand, andere machten an anderen Booten fest. Beim Einfahren war ein grünes Boot vor uns sehr langsam gefahren. Es näherte sich der rechten Wand, wo noch genug Platz für ein Boot war. Wir hielten auf die linke Seite zu, fuhren langsam vorbei und legten an ein anderes Boot an, das bereits an der Wand festgemacht hatte. Die Leute an Bord waren nach einem Blick auf unsere reichlich ausgehängten Fender sehr freundlich. Der Skipper des grünen Bootes hatte es entweder nicht geschafft, an die rechte Mauer zu kommen oder einen Plan, den wir nicht verstanden. Jedenfalls drehte er nach Backbord und rempelte unser Boot leicht an. Ein Mädchen stand auf dem Vorschiff konnte ihm nicht helfen. Der Skipper forderte uns auf, ein Boot weiter vor zu fahren. Wir machten los und schoben uns an das nächste Boot heran, wo uns ein freundliches Seniorenpaar an die Seite nahm. Deren Boot hatte ein Bugstrahlruder, das sich als nützlich erweisen sollte. Denn wir lagen dicht hinter dem Binnenschiff.
Das Tor ging zu und der Schleusenwärter ließ den Wasserstand steigen. Wir warteten den Vorgang ab. Er dauerte nur einige Minuten.
Nach dem Öffnen des vorderen Tors begannen die Schiffsschrauben des Binnenschiffes zu drehen. Es erzeugte einen kräftigen Schraubenstrom, der unsere Boote in Bewegung brachte. Das Bugstrahlruder unseres Nachbarn war lautstark bemüht, unsere Boote vor einem Abdrehen zu bewahren. Das reichte, um ein Stoßen gegen die anderen Boote zu verhindern. Die Spannung und der Schraubenstrom ließen nach, als das Binnenschiff in Bewegung kam und sich entfernte. Danach fuhren die Sportboote raus.
Hinweis: Fährt man ein kleines Motorboot bis 6 Meter Länge und kann es mittig von Steuerstand aus halten, ist die Schleuse Spandau auch mit voraus liegendem Binnenschiff und dem zu erwartenden Schraubenstrom alleine zu bewältigen. Ansonsten ist ein Bugstrahlruder ratsam oder man liegt weit hinten oder wartet, bis nur Sportboote geschleust werden, doch kann das lange dauern. Besser jedoch ist eine zweite Person an Bord, so daß das Boot vorne und hinten mit Leinen gehalten wird. Die Skipper sind freundlich solange ihren Booten nichts geschieht. Nichts wirkt vertrauenswürdiger als langsames Fahren und Fender an allen Seiten. Ein vorne überstehender Anker schafft keine Freunde wenn es eng wird. In den Büchern zur Prüfungsvorbereitung steht, dass der Motor in der Schleusenkammer abzustellen ist. Wir kuppeln ihn aus, lassen ihn aber laufen.
Unserer Erfahrung nach ist Schleusen, sowohl zusammen mit der Berufsschifffahrt, als auch in der Schleuse Spandau, nie ein Problem, so lange sich alle an die Regeln halten. Eine wichtige Regel stellt dabei das Überholverbot im Schleusenbereich dar. Dem Autor dieses Artikels dürfte es wohl entfallen sein, dass er selber gegen diese Regel verstoßen hat. Sein Boot erschien nämlich als letztes Fahrzeug im Wartebereich, verblieb inmitten der Fahrrinne ohne an der Wartestelle mittschiffs bei anderen Sportbooten festzumachen.
Schon das vorletzte Boot, das vor der Schleuse erschien, überholte alle anderen wartenden Sportboote, überfuhr die rote Ampel und fuhr dann als erstes hinter dem Binnengüterschiff in die Kammer ein. Alle anderen Sportboote folgten, rückten jedoch nicht weit genug vor, so dass für unser Boot an der Schleusenwand nicht genügend Platz war. Schließlich forderte das Schleusenpersonal dazu auf, die Mitte der Kammer zu benutzen. Wir wollten dem gerade nachkommen, was dem Autor des Artikels wohl nicht schnell genug ging. So überholte er uns plötzlich in der Kammer, legte sich an das nächste Boot backbord und versperrte uns damit den Weg. Erst nach mehrmaliger Aufforderung unsererseits sah er wohl seinen Fehler ein und machte ein Boot weiter voraus fest. Erst dann konnten die Schleusentore endlich geschlossen werden, zu einer Kollision kam es nicht.
Beiden Skippern gelang es jedoch nicht, ihre Fahrzeuge an den – reichlich vorhandenen -Festmachern anzulegen, weswegen während des Schleusens verzweifelt mit dem Bugstrahlruder gegengesteuert wurde. Dieses Verhalten löste bei uns und den anderen Freizeitskippern nur Kopfschütteln aus.
Merke: Nur wenn sich alle an die Regeln halten funktioniert das Schleusen reibungslos. Sich “hinten anstellen” und “warten bis man dran ist” sind Tugenden, die nicht nur Ausdruck einer guten Erziehung, sondern auch Ausdruck für fairen Sportsgeist sind, gerade beim Wassermotorsport. Vielleicht auch mal den “kurzen Dienstweg” wählen und miteinander ein Manöver absprechen. Nur allzuoft gleicht das Bootsfahren auf märkischen Gewässer leider immer mehr dem rücksichtlosen Verhalten beim Autofahren.
Neu ist für uns aber die Erkenntnis, dass Menschen sich mit Hilfe der “neuen Medien” selbstdarstellend ihre eigenen Fehler schön reden. Im Übrigen können wir uns auch nicht daran erinnern, unsere Zustimmung dazu gegeben zu haben, dass von uns Fotos gemacht und diese dann ins Internet gestellt werden. Hier wird noch eine Prüfung durch unseren Rechtsbeistand bezüglich möglicher Konsequenzen erforderlich werden.
Vielen Dank für den Kommentar. Eine Beschreibung der Situation aus einem anderen Blickwinkel ist immer gut. Tatsächlich hätten die vorderen Sportboote auf der rechten Seite weiter vorfahren können; das haben wir ebenfalls so empfunden.
Die Schleuse Spandau ist breit und wenn ein Sportboot aus Sicht des Nachfolgenden den hinteren Platz auf der rechten Seite ansteuert, der ausreichend lang erscheint, und man selbst an die Seite eines Boot auf der linke Seite ein kleines Stück weiter vorne ran will, zieht der auf die linke Seite zuhaltende Nachkommer an dem vorausfahrenden Boot vorbei.
In der Praxis mag es oft zu Mißverständnissen kommen. Die sind bei den geringen Geschwindigkeiten der Boote in der Schleuse kein wirkliches Problem, auch nicht, wenn man ein anderes Boot berührt.
Uns erreichte per Einwurfeinschreiben ein Brief mit der Aufforderung einige Bilder aus diesem Beitrag zu löschen. Auszug aus dem Brief: ” …,auf denen wir und unser Eigentum abgebildet sind und trotz nachträglicher Verpixelung zu erkennen sind. Zur Veröffentlichung dieser Bilder sind sie von uns nicht authorisiert worden. … Ansonsten wird unser Anwalt beauftragt, die Einleitung rechtlicher Schritte gegen Sie zu prüfen und durchzuführen. …”
In dem Brief werden vier Bilder anhand ihrer Beschriftung genannt. Auf keinem der Bilder stehen Personen im Mittelpunkt. Sie sind Details auf den Fotos. Gesichtszüge sind nicht erkennbar. Auf dem einzigen Bild, auf dem eine Person erkannt werden könnte, weht eine Flagge vor ihrem Gesicht. Wir nehmen trotzdem drei der genannten Bilder heraus, um dem Skipper entgegen zu kommen.
Auch ich hatte den Eindruck lieber Oxly, dass Sie ein bisschen selbstherrlich berichten. Bei all Ihren Berichten leuchtet diese Selbstbeweihräucherung durch. Ich befahre seit vielen Jahren verschiedene Wasserstraßen mit entsprechenden Schleusen und habe dabei festgestellt, dass eine gewisse Zurückhaltung immer angebracht ist.
Sie aber scheinen wohl neu in dem Geschäft zu sein und schildern Situationen, die jeder erfahrene (Freizeit)Kapitän als nebensächlich ansieht. Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn Sie sich, anstatt hier Berichte zu verfassen, auf die Regeln zurückbesinnen würden. Sind Sie vielleicht Lehrer von Beruf?
Der letzte Kommentar passt nicht zum sachlichen Artikel. Die letzten Artikel wurden von verschiedenen Autoren geschrieben. Den einzelnen Autor Oxly gibt es nicht. Vielleicht stand micheldeutsch vor seinem Spiegel als er die Abschlussfrage formulierte?
Im ersten Kommentar wird viel Kritik geäußert, die nicht wirklich nachvollziehbar ist, denn warum sollte ein ankommendes Sportboot bei offener Schleuse, die kurz danach zum Einlaufen freigegeben wurde, am Sportbootliegeplatz festmachen? Auf dem ersten Bild ist erkennbar, dass der Platz von zwei Sportbooten blockiert wurde. Die hätten erst zusammenrücken müssen, um jemanden hinten anlegen zu lassen, was nicht gerade von der hohen Kunst der gemeinschaftlichen Sportschiffahrt zeugt. So ein Sortiermanöver dauert auch eine Weile.
LG Antje