Berlin. Auf dem Wannsee kann es vorkommen, dass vor- oder achteraus ein Schiff aufkommt, welches nicht so ganz in die Zeit passt. Der Dreimaster ‘Royal Louise’ pflügt mit geöffneten Stückpforten durch die Wellen. Auf jeder Längsseite sind 15 Kanonen zu sehen. Keine Angst, wir werden nicht in die Zeit zurückversetzt und müssen nicht mit einem Entern rechnen. Beeindruckend ist das Schauspiel trotzdem. Bei dem Schiff handelt es sich um den Nachbau einer Fregatte im Maßstab 1:3. Die Kanonen lassen der Phantasie freien Raum. Sportbootfahrer kennen sicherlich die ungemütliche Überraschung, wenn plötzlich der Ruf der Wasserschutzpolizei erschallt: “Stoppen Sie auf und kommen Sie längsseits!” Das klingt manchmal barsch und mitunter sind die Anlässe nichtig. Eine Verwarnung nebst Verwarngeld ist häufig die Folge. Ob so eine Aufforderung angesichts der ausgefahrenen Kanonen der Royal Louise auch bei der Miniaturfregatte stattfinden würde, wollen wir mal in Zweifel ziehen. Natürlich dürften die Dinger nicht wirklich feuern können, aber wer weiss, was die Jungs des Royal-Louise-Yacht-und Schifffahrtsverein zu Potsdam e.V. abends in ihren Pötten haben. Nach einer doppelten Ration Rum und viel “Joho” könnte eine pfiffige Runde auf die Idee kommen, den Dreimaster noch naturgetreuer zu gestalten. Schwarzpulver und Bleikugeln sind schnell hergestellt.
“Aufstoppen, längseits kommen!” ??? Pustekuchen! “Alle Mann klar zum Gefecht!” Dann donnern die Rohre mit rotem Licht und Qualm zu heiseren Schreien. Die Kugeln pfeifen über das Wasser. Fontänen spitzen auf.
WSP1: “Dreh ab, die sind verrückt!”
WSP2″Ich dachte, wir prüfen, ob der Schiffsführer eine Brillensicherung trägt.”
WSP1″Bist du taub? Bist du blind? Bloß weg hier!”
“Wummm”, donnert die nächste Salve. Schon näher! Das Boot dreht am, Motoren volle Fahrt und nichts wie weg. Der Wannsee leert sich. Auf dem Achterdeck erklingt ein Akkordeon. Irgendwo glimmt noch ‘ne Lunte. Mit Müh und Not gröhlt die Besatzung mit Rum in den Adern: “17 Mann auf des toten Mann Kiste und ne Buddel voll Rum …” Mancher schafft nur: “Jo jo jo, und ne Buddel voll Rum.” Aber die Buddel, die ist leer.
Macht es gleich richtig und stellt die Fregatte in den Dienst der Wasserschutzpolizei! Der Rumpf wird blau gesrichen, die Aufbauten weiss und ab gehts.
…und hat da jemand von Hornblower kopiert?
Die Bilder stimmen, die Grundaussage stimmt, der Rest ist wohl Folge von beschriebenem Rumgenuss.
Die ” königliche Fregatte “, ein Nachbau des im Jahr 1832 nach Berlin geschenkten Schiffes, fährt seit einigen Jahren auf der unteren Berliner Havel. Das Original diente dem königlichen und später kaiserlichen Hof bis in die Zeit der Abdankung Wilhelm II für Vergnügungsfahrten. Man spricht dem Schiff die Ursache der späteren segel- und schiffsbegeisterung von Wilhelm II zu, hat doch auch er als Junge an Bord und in Kongsnaes die ” Seefahrt ” kennengelernt. Wer mehr wissen möchte: http://www.royal-louise.de !
Ahoi