Berlin. Am Tegeler See. Bei bestem Wetter im März erschien eine gut gelaunte Gruppe junger Leute auf dem Gelände einer Marina und begab sich zu einem kleinen offenen Motorboot, das unter einer Winterplane auf Böcken stand. Sie hatten eine Sackkarre mit einem Außenbordmotor dabei. Andere Bootseigner waren dabei, Ausbesserungen und Reinigungsarbeiten an ihren an Land stehenden Booten durchzuführen. Das sonnige Wetter war wie geschaffen dafür. Zwischen den Anstrichen oder dem Füllen von Beschädigungen mit Spachtel konnte man an diesem wunderschönen Frühlingstag die Zeit des Wartens auf das Trocknen des Materials gemütlich auf dem Steg sitzen und aufs Wasser gucken. Einige größere Motorboote, die vermutlich über den Winter nicht an Land standen, waren bereits unterwegs. Kleine offene Motorboote nutzten die Abwesenheit der Wasserschutzpolizei, um die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Gewässer komplett zu ignorieren. Besonders die Bewohner der Inseln Valentinswerder und Maienwerder, die ihre kleinen Boote lediglich als Fahrzeuge zur Überquerung des Gewässers zwischen Festland und Inseln verwendeten, gaben ordentlich Gas.
Die jungen Leute hatten einen Trailer besorgt und ihr Boot darauf gehoben. Die Möglichkeit, dies mit wenigen Leuten tun zu können, ist eindeutig ein erheblicher Vorteil eines leichten Bootes. Die größeren Boote sollten erst Anfang April zu Wasser gelassen werden. Am kleinen Boot wurde der Außenbordmotor befestigt und dann bewegte die Gruppe es zur Sliprampe. Der Betreiber der Marina betrachtete zunächst bedächtig den Untergrund, auf dem der Trailer ins Wasser geschoben werden sollte und entfernte nach seiner gründlichen Inspektion die Schranke. Eine Frau erschien und verwickelte ihn in ein Gespräch. Sie hatte einen Stromkabeladapter in der Hand. Die Angelegenheit schien bedeutsam zu sein, denn angeregt plaudernd verließen die beiden Sliprampe, währenddessen die jungen Leute etwas irritiert warteten. Doch bald darauf wurde der Trailer heruntergerollt und das offene Motorboot befand sich im Wasser. Inzwischen hatten die Beobachter mitbekommen, dass es vor kurzem erworben wurde nebst einem Außenborder von Yamaha mit 25 PS, der die anschließenden Versuche, ihn anzulassen, ignorierte. Der Mann im Boot war sportlich und kräftig, doch nach einigen Startversuchen musste er seinen Pullover ausziehen. Der Vorgang war schweißtreibend.
Seine Freunde und der Betreiber der Marina begaben sich auf den Steg. Es machte ihnen nichts aus, zu dritt auf einer schmalen Planke zu balancieren, um die Angelegenheit aus größter Nähe zu verfolgen und Werkzeuge zu reichen, damit Einstell- und Reinigungsarbeiten an Motorteilen vorgenommen werden konnten. Angesichts des kalten Wassers und der Annahme, dass die Freunde Smartphones, Portmonees und Schlüssel mit sich führten, war dies nicht ohne Risiko. “Haben Sie den Außenborder nicht ausprobiert?”, fragte der Betreiber der Marina. Sie unterhielten sich über Motortechnik.
Inzwischen fuhr bereits das zweite Segelboot vorbei. Offenbar waren die Boote wegen des guten Wetters vorzeitig ins Wasser gekommen. Viele Kanufahrer waren bereits unterwegs. Kein Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem die Gewässer Anfang April noch zugefroren waren.