Hilfe, wie komme auch auf mein Boot? Angesichts der Zustände in einigen Marinas mögen sich viele Bootsbesitzer diese Frage stellen. Viele Stege sind unter Wasser. Die nassen Planken haben rasch einen glitschigen Überzug aus Algen erhalten und sind sehr rutschig. Wer sein Boot nicht über das Vorschiff vom höher herausragenden Mittelsteg betreten kann, hat schlechte Karten.
Diese Wassersportsaison wird von ungewöhnlichen Wettersituationen beeinflusst. Im warmen Mai klagten die Bootfahrer über niedrige Wasserstände. Das Niedrigwasser ließ die Steganlagen in den Marinas hoch aus dem Wasser ragen. In manchen Revieren war das Fahren nicht möglich. Seit Juni erlebten wir ungewöhnlich häufig Regenfälle. Der diesjährige Juli wäre ein gutes Beispiel für eine tropische Regenzeit gewesen. Inzwischen haben die Wasserstände durch die großen Niederschlagsmengen hohe Pegelstände erreicht. Die Lage ist nicht nur in den Marinas mit festen Steganlagen kritisch. Viele Schleusen auf Wasserwegen, die von Charterbooten befahren werden, sind wegen des Hochwassers außer Betrieb. Dort kommt niemand weiter. Urlauber, die Boote gechartert haben, verpassen deswegen ihre Abgabetermine. Die Lage betrifft natürlich auch Wasserwanderer im eigenen Boot, doch die können ihre Boote irgendwo als Gastlieger zurücklassen und sie später nach Hause bringen. Für die Charterer ergeben sich jedoch enorme finanzielle Risiken, wenn die Bootsvermieter keine flexiblen Lösungen für diese Situation anbieten.
Das obere Bild zeigt die derzeitige Lage in einer Marina am Pohlesee in Berlin. Darunter ist derselbe Liegeplatz bei einem gewöhnlichen Wasserstand zu sehen. Die seitlichen Stege sind weit über Wasser und werden von den Bootsbesitzern genutzt, um an Bord zu kommen. Das ist hier derzeit praktisch nicht möglich.
Die Bilder sprechen für schwimmende Steganlagen auf Pontons, die sich dem Wasserstand anpassen. Eine starre Konstruktion ist nur für eine begrenzte Schwankung der Wasserstandshöhe gut geeignet.
Die liebe Urlaubszeit. Wenn die Hafenmeister bei Abwesenheit der Bootseigner nicht aufpassen, kann das mit starren Taulängen böse enden. Irgenwas muss mit stiegender Spannung nachgeben. Rausgerissene Klampe, Bruch eines Taus, Schräglage des Bootes …
Dumm ist auch, dass schwimmende Fender keine Stöße gegen unter Wasser liegende Seitenstege abfedern.
Gestern bekamen wir deswegen einen Schreck. Frisch aus dem Urlaub zurück, fuhren wir zu unserem Boot in Potsdam. Wegen der häufigen Regenfälle wollten wir nachsehen, ob kein Wasser in unser Boot gesickert war.
Beim Betreten des Geländes sahen wir den hohen Wasserstand. Sofort kam die Sorge, hoffentlich ist dem Boot nichts passiert. Sie war unbegründet, weil der Hafenmeister und einige andere Bootsbesitzer die Längen der Taue angepasst hatten. Eines war sogar ausgetauscht worden. Unseres war zu kurz, um verwendet werden zu können. Nun müssen wir noch denjenigen finden, von dem es stammt, um uns zu bedanken.
Wir sind bis Ende der Woche in Frankreich. Eben lasen wir den Artikel und sind nervös geworden. Unser Boot in Berlin betrifft das nämlich auch. Der Hafenmeister geht nicht ans Telefon. Wir haben ihm gerade gemailt. Wenn das mal gut geht.