Dort wo der Fluss Havel den Tegeler See berührt, befindet sich eine einzigartige Wasserlandschaft mit den Inseln Valentinswerder, Maienwerder und weiteren, alle mit ‘werder’ als Namensendung. Hier wird viel Boot gefahren, um zu den Inseln zu gelangen, zu angeln oder einfach um auf dem Wasser interessante Stunden zu erleben. Ganz so lieblich wie die Havel bei der Pfaueninsel ist es hier im nördlicheren Berlin nicht. Die den Ufern naheliegenden Gebiete tragen Spuren einer industriellen Nutzung. Werften und Hafenanlagen sind im nahegelegenen Spandau zu sehen. Doch entlang des östlichen Ufers des Tegeler See befindet sich der Tegeler Forst, im Norden gibt es eine Promenade mit dahinterliegender Stadtbebauung. Das östliche Ufer liegt entlang eines Waldes. Diese spröde Idylle wird nur von einer Sache gestört, nämlich vom Flugverkehr des nahen Flughafens Tegel. Über Saatwinkel am südlichen Ende des Tegeler Sees fliegen die Flugzeuge phasenweise im Minutentakt. Je nach Start- und Windrichtung ist das richtig laut. Wer hier sein Boot liegen hat, wird darauf kaum einen gemütlichen entspannenden Mittagsschlaf machen. Die Flugzeuge verhindern es.
Doch sollte der Spuk nicht mehr lange dauern. Für den 2. Juni 2012 war der letzte Start eines Passagierflugzeugs angesagt. Danach würde der Berliner Flugverkehr komplett vom neuen Flughafen ‘Berlin-Brandenburg Willy Brandt’ südlich von Berlin übernommen werden, hieß es. Endlich Ruhe!
Wir haben wegen dieser Änderung ab Mai 2012 einen neuen Liegeplatz in einer netten Marina im Saatwinkel am Tegeler See angemietet. Unser Boot wird vom ruhigen Pohlesee dorthin verlegt. Der neue Liegeplatz ist für uns verkehrstechnisch besser erreichbar und ohne die Flugzeuge attraktiver. Aber mit dem dröhnenden Flugverkehr wäre der Wechsel nicht in Frage gekommen. Der Hafentrailer wurde bereits verlegt. Das Boot wird Ende Mai folgen.
Heute erfuhren wir, dass Airport Tegel doch nicht am 2. 6. 2012 geschlossen wird. Nur wenige Wochen vor der schon einmal verschobenen Inbetriebnahme des neuen Flughafens wurde heute erneut eine Verschiebung bekannt gegeben. Es gibt Probleme mit dem Brandschutz. Die gewaltige Organisation des Umzugs von Schönefeld und Tegel erweist sich als hinfällig. Über dem neuen Flughafen schwebt kein guter Stern. Der regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, und der Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck, beide SPD, sitzen im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Es ist kaum glaubhaft, dass sie angesichts dieser extrem peinlichen und teuren Panne, die bis jetzt nicht vorhersehbar gewesen sein sollte, in ihren Ämtern bleiben können. Ihre politischen Gegener werden bereits die Messer wetzen. Zurecht!
Unsere Lärmproblematik am Bootsliegeplatz ist sicherlich einer der kleinsten negativen Auswirkungen der Terminverschiebung. Aber bekanntermaßen befindet sich jede Person im Zentrum ihrer eigenen Welt und es trifft uns hart, dass diese Bootssaison nun durch massiven Fluglärm, den es ab dem 3. 6. 2012 dort nicht mehr geben sollte, auf unbestimmte Zeit beeinträchtigt wird. Dafür ist der Spaß eigentlich zu teuer.
Ich kenne die Situation am Tegeler See. Die Ansässigen sind seit langem an ihren Flugplatz gewöhnt und werden mit der Verschiebung keine großen Probleme haben.
Für jemanden, der den südlichen Tegeler See als Liegeplatz in Betracht gezogen hat, weil der Flugplatz Tegel mit einem verbindlichen Datum stillgelegt wird, ist das anders. Sorry, da müßt ihr durch. Ändern könnt ihr es ohnehin nicht.
Man versuche mal sich das Chaos bei den vielen an beiden Flugplätzen Beschäftigten zu machen. Da sind Einstellungen erfolgt und Kündigungen ausgesprochen worden, Flüge gebucht etc. Das ist gar nicht vorstellbar.
Platzeck und Wowereit dürften gar nicht mehr im Amt bleiben. Die lokale Wirtschaft, und nicht nur die, kann den politischen Aussagen der beiden Herren nicht mehr trauen, wenn die so kurzfristig ein solch großes Ereignis über Bord werfen.
Die Aalglätte mit der Klaus Wowereit sich wieder mal aus der Verantwortung zu winden scheint, ist beachtlich. Der Mann redet von Konsequenzen, die selbstverständlich nur andere betreffen. Warum auch nicht, mag er denken. Als Bürgermeister und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft hat man ja nichts damit zu tun. Das ist wieder ein Tröpfchen mehr bis das Fass zum erneuten Ruf “Wir sind das Volk.” gefüllt ist.
Ich weiß nicht, wie Leute darauf kommen, dass die Ansässigen sich an den Lärm “gewöhnt” haben. Uns bliebe nichts anders übrig als den Lärm zu ertragen. Sich gewöhnen und ertragen sind zwei völlig verschiedene Kisten. Persönlich sind wir doppel bestraft – haben ein Haus in Tegel-Süd und einen Liegeplatz in Saatwinkel (eigentlich logisch – wegen der geringen Entfernung). Wir haben uns so unvorstellbar auf den 2 Juni gefreut. Nun werden die zusätzlichen Flügen aus BER von Tegel aus abgewickelt, was noch mehr Lärm als sonst bedeutet. Nicht nur Herr Mehdorn von AirBerlin ist stocksauer. Wir “geduldigen” Ansässigen sind auch sehr sehr sauer – und zugleich traurig, dass aus dem schönen ruhigen Sommer doch nichts wird.
Uns trifft das genauso. Wir erst kürzlich hergezogen und hatten fest damit gerechnet, dass es dieses Jahr ruhiger wird. Große Bauvorhaben verzögern sich, das ist normal. Doch eine weitere Verzögerung hätte früher bekanntgegeben werden müssen. Wer glaubt denn noch, dass der BER überhaupt im Jahre 2013 seinen Betrieb aufnehmen wird? Mehr Verläßlichkeit ist bei solchen Bekanntmachungen absolut notwendig. Hier ist ein angemessener Schadensersatz für alle Leidtragenden fällig.
Ja, ja, da kommt Schadenfreude bei mir auf. Jetzt trifft es einen Superkorrekten. Der alles genau plant. Der seine Vorteile immer sieht und auch nutzt. Der Kritik an Allem und Allen übt. Nur nur sich selbst, durch Selbstherrlichkeit geblendet, schließt er aus aller Kritik aus. Der aber sicher nicht mit der (Un)Zuverlässigkeit der Berliner Bürokratie gerechnet hat. Die sollte aber einem Berlinkenner bekannt sein.