Es gibt sonnige Tage, an denen man mit dem Boot zur nächstgelegenen angenehmen Ankerstelle fährt, um die Füße hochzulegen und angenehm zu faulenzen. Ein gutes Buch, dösen, schwimmen … Als alter Hase kennt man sein Revier und weiß, bei welchem Wind man wohin zu fahren hat, um ein ruhiges Plätzchen in Ufernähe einer Insel zu finden. So geschah es auch gestern. Nach getaner Arbeit nichts wie raus, um zu entspannen. Eine halbe Stunde später war der Hafen erreicht und nur wenige Minuten später lief bereits der Dieselmotor des Bootes. Der Wind kam aus Nordost, sodass ein Ankern an der Südseite der Insel Reiswerder im Tegeler See angebracht war. Geschützt durch die hohen Bäume im relativ flachen Wasser konnte man dort gut ankern.
Auch andere Ansässige kannten diese Stelle und lose verstreut hatte sich bereits eine Handvoll Motorboote verteilt. Auf ihnen herrschte Ruhe. Offenbar waren an diesem Tag alle zum Relaxen hergekommen. Die Ruhe sollte nicht lange ungestört bleiben. Ein größeres gechartertes Hausboot näherte sich mit wechselndem Kurs. Die Besatzung des gemieteten Bootes schien auch ein Plätzchen zum Anhalten zu suchen. Unsere Bootsgruppe vor dem sonnenbeschienenen Schilfgürtel musste attraktiv ausgesehen haben, denn mit einem Mal nahm das Hausboot Kurs zu uns und drängelte sich irgendwie dazwischen, um fast schon am Ufer vorne und hinten zwei lange Stangen durch zwei am Hausboot befestigte Röhren in den Grund zu stoßen, um es an Ort und Stelle zu fixieren. Protestierend flog ein Fischreiher davon, der dort auf Holzpfählen saß.
Bis dahin war dagegen nichts einzuwenden, aber mit einem gewissen Misstrauen wurde von mehreren Booten das kleine am Hausboot befestigten Schlauchbootes beäugt, das mit einem kleinen Außenbordmotor versehen war. Kaum lag das Hausboot fest, machten Vater und Sohn das Schlauchboot klar und begannen im Ankerbereich hin und her zu fahren. Nun ist ja jedem sein Plaisir gegönnt, aber solche kleinen benzinbetriebenen Außenborder sind nervig laut. Die beiden Freizeitkapitäne auf dem kleinen Schlauchboot schienen große Freude am Bootfahren zu haben, aber auf den umliegenden Motorbooten erregten sie mit dem schrillen Brummen ihres Motos deutliches Missfallen. Ein Pärchen hob den Anker und begab sich mit seinem Boot zur nächsten Insel. Das schien Vater und Sohn in dem Schlauchboot nicht aufzufallen. Unverdrossen zogen sie ihre Kreise um die ankernden Boote. Irgendwann hatte ich den Kanal voll und als sie wieder in meiner Nähe fuhren, brüllte ich zu ihnen rüber: „Hört doch mal mit diesem Krach auf!“ Offenbar drang Ruf zu ihnen durch, denn sie erschraken und fuhren mit geringer Fahrstufe zu ihrem Hausboot, um das Spektakel zu beenden.
Heute wiederholte sich das Spiel. Kaum hatte ich meine Ankerstelle erreicht, tauchte wieder dasselbe Hausboot auf. Doch diesmal betrachtete die Mannschaft die dort befindlichen Boote etwas aufmerksamer und ahnte, dass Proteste gegen ihre Lautstärke früher einsetzen würden. Das Hausboot machte gar nicht erst fest, sondern tat das einzig Richtige: Es fuhr zu einer entfernten Stelle, wo sonst niemand war. Vater und Sohn konnten dort mit dem Schlauchboot nach Herzenslust Kreise ziehen. Es war nicht so ganz klar, was die Dame an Bord des Hausbootes davon hielt. Denn lächelnd sah sie dem Schlauchboot mit dem lauten Außenbordmotor nicht zu.
Noch schlimmer sind die beiden Hausboote, die als Partyboote mit fetter Anlage auf dem Dach, eingesetzt oder vermietet werden.
Sie fahren bis in den frühen Morgen hinein -extrem langsam- zu Ihrem Heimathafen (Spandauer See neben der Zitadelle) mit mächtig bummernden Bässen und einer grölenden Meute auf dem Dach.
Wir sind schon des öfteren aufgeweckt worden. Und weil das Boot so extrem langsam fährt, können wir auch nicht gleich wieder einschlafen.
Der Anlieger am Tegeler See bleiben durch das Nachtfahrverbot davon ausgenommen.
Ach, da liegen die betreffenden Hausboote, die mit ihrem rücksichtlosen Gewummer sehr vielen Leuten auf den Senkel gehen. Ob man hier den Arbeitsschutz einschalten kann? Immerhin hockt das Personal in einer Akustikglocke, die wohl kaum ohne Gehörschutz zulässig ist. Aber mit Ohrenschutz kann man kein Boot führen.
Ja das sind Leute, die mit maritimen Sitten nichts am Hut haben. Ist dem Gesetzgeber aber scheissegal. Wenns dem Umsatz dient, kann heute jeder Depp, der nicht mal Regeln des Miteinander beherrscht mit einem Wassersportgerät bis 15 Ps herumdüsen. Nicht mal in den 10 Regeln des Wassersportes ist es enthalten, dass man bitte LEISE ist. Da soll man eher noch Rücksicht auf Frösche nehmen.
Seid mal nicht so streng! Bootfahren soll Spaß machen und irgendwie kommt ihr mit euren Motorbooten ja auch auf dem Wasser mit laufendem Antrieb zu euren Ankerplätzen. Wenn Vater und Sohn mal ein bischen Spaß auf dem Wasser haben wollten und darüber mal ihre Umgebung vergessen, sei es ihnen gegönnt. Sie haben ja auch schnell gelernt und beim nächstenmal eine abgelegenere Stelle gesucht. In dem Sinne, habt eine schöne Wassersportsaison. Sie ist jedes Jahr zu kurz … LG Iris