Pünktlich zum Urlaubsbeginn endet das warme Wetter. Wolken ziehen auf. Unsere Fahrt nach Mecklenburg-Vorpommern findet bei strömenden Regen statt. Den ganzen Tag dringt kein Sonnenstrahl durch die geschlossene Wolkendecke. Auf den Campingplätzen, an denen wir vorbeikommen, ist wenig los. “Ferienwohnung frei” steht auf vielen Tafeln in den Vorgärten der ländlichen Anwesen. Und so soll es in den kommenden Tagen bleiben.
Der dümmste Spruch lautet: “Es gibt kein schlechtes Wettern sondern nur unpassende Kleidung.” Nichts ist falscher als dieser Blödsinn, aber manchmal lassen sich damit die Proteste und das Gemeckere der Mitreisenden temporär zum Schweigen bringen. Beispielsweise bei terminlich fest gebuchten Klassenfahrten oder Familienreisen im Inland. Eine Schönwettergarantie gibt es in unseren Gefilden nicht. Welche Tragödien spielten sich in den klammen Zelten der campenden Familien ab, in denen Eltern mit ihren quengelnden Kindern Zuflucht vor der Feuchtigkeit suchen? Händeringend wartet man auf ein paar trockene Stunden mit Sonnenschein, um die Kleider und Handtücher wieder trocknen zu können. Wer sich ein paar Tage zum Wasserwandern, Baden und Entspannen an die mecklenburgischen Seen begeben hat, muss mit grauem Himmel und anhaltenden Regen rechnen. Tritt dieser Fall während der kostbaren und nicht verschiebbaren Sommerferien ein, ist das ärgerlich. Die schlichten Urlaubsunterkünfte in den Gärten der Ansässigen riechen bei feuchter Witterung muffig. Alte Teppiche, Kissen, Decken Polster und nasses Holz verbreiten ein Aroma, das wenig mit sommerlicher Frische gemein hat.
Das Sitzen auf der überdachten Terrasse mit Blick auf die verhangene Luft ist langweilig, die angedachten Fahrten im Ruderboot sind unrealistisch und mehr als drei Stunden mag man nicht lesen. Depressionen mischen sich mit unerfreulichen Wettervorhersagen. Am liebsten würde man die Reise abbrechen.
Für die lokale Urlaubswirtschaft sind solche Situationen katastrophal, insbesondere wenn sie zum Beginn der Sommerferien eintreten. Mancher Urlausbedürftige bucht angesichts einer durchwachsenen Wetterlage den rettenden Flug in den Süden. Den Bootsverleihern, gastronomischen Betrieben, Kunstkaten, Naturführen, Pilzbestimmern und Unterkunftsverleihern gehen diese Kunden verloren. Der Anblick eines gerade mal 10-köpfigen Publikums bei einem Livekonzert in einer kleinen Dorfkirche in einer Schlechtwetterperiode stimmt traurig, aber der Blues, den die nahezu gagelosen Musiker bei 8 € Eintritt pro zahlendem Besucher von sich geben, wirkt authentisch neben dem Getröpfel des undichten Daches, für dessen Sanierung im Eingangsbereich der Kirche eine angekettete Sammelbüchse zum Spenden aufruft. Die Musiker haben wirklich Grund zum Klagen und sie gehören zu den wenigen, denen dafür manchmal eine Bühne zur Verfügung steht. Der kundenlose Eisverkäufer, Bootsverleiher, Honig- und Marmeladenanbieter, Pute am Spieß-Gastronom, Vorleser von Texten der früher ansässigen und längst verstorbenen Autoren und weitere trösten sich mit viel Bier und Hoffnung auf Besserung.
So sollte es eigentlich sein, doch sieht die Realität in diesem Sommer anders aus.
Der Regen hat auch seine positiven Seiten. Die Vegetation ist nicht verdorrt; sie lechzt nicht nach Wasser. Das Gras auf den Wiesen ist weich und grün. Die üppigen Pflanzen präsentieren sich mit vielen bunten Blüten. An den ihnen hängen Tropfen, die einen seltsamen Reiz ausüben. Das schattenlose Licht läßt die feuchte Farbenpracht gut zur Geltung kommen. In den Regenpausen haben Fotografen die Gelegenheit, stimmungsvolle Bilder zu machen.
Ich liebe Sommerregen! Und der Spruch mit der unpassenden Kleidung stimmt.
Noch mehr steht aber die Frage nach unseren Ansprüchen im Vordergrund… Entgangener Gewinn und gefälligst phantastische Urlaubstage sind ein Anspruch dieser völlig von der Realität entrückten Zeit. Ein Zeichen dafür, dass aus Menschen Konsumenten geworden sind.
Schön dass der Autor noch einen Satz für das Positive finden konnte. Regen und Grün. Denn letztes Jahr um die Zeit war es zum Ersticken heiß.
Genießt die freie Zeit!
Regen mit düsteren Stimmungen und sonnige Tage mit entspechendem Sommergefühl gehören eben nun mal dazu. Irgendeine biologische Erklärung wird es für die Emotionen geben. Ich wäre von mehreren Regentagen auf dem Campingplatz gar nicht begeistert, nehme aber das Risiko dazu in Kauf, weil die anderen schönen Tage dies allemale wett machen.
lg Ludmilla
“Fuck the rain!”, sage ich nur, wenn ich am Beach liege. Daher, checkt immer den Wetterbericht bevor es losgeht. Na dann, schönen Urlaub mit vielen tollen Tagen!
Grau in Grau …
Hi, das Wetter ist schon ein wichtiger Wohl- oder Schlechtfühlfaktor. Gestern früh war es in Berlin total bewölkt und heute schon den ganzen Tag. Dabei weht ein kräftige Wind. Verschwinden die Wolken, ist es gleich wieder warm und schwül. Balkon-, Bade-, Biergarten- und das übrige Sommerfeeling kommt so nicht auf. Richtig Laune macht das nicht sondern extrem träge. Ich finde das irgendwie ziemlich schei… .
Allmählich könnte der Sommer mit beständigem guten Wetter mal anfangen. Bisher war das nichts.
So einen schrecklichen Sommer hatten wir schon lange nicht mehr. Bald ist er vorbei.