Weg da, ich habe Vorfahrt!

Die Insassen des alten Bootes hatten sich ihren Ausflug sicherlich entspannter vorgestellt. Auf dem Spreebogen, der die Berliner Ortsteile Maobit und Charlottenburg in der Nähe des Fraunhofer Instituts trennt, waren über Pfingsten einige Sportboote und Ausflugsdampfer unterwegs. So auch diese alte Barkasse, die ruhig, aber keinesfalls trödelnd, vorankam.

Die Spree ist hier breit genug, um allen Fahrzeugen den notwendigen Platz zu lassen. Auf einmal tutete es laut. Von achtern kam mit ordentlichem Tempo ein Fahrgastschiff heran. Der Schiffsführer betätigte mehrmals hektisch sein Horn und gab unmißverständlich das Signal: “Weg da, ich komme!” Dabei befand sich das Sportboot nicht mitten im Fahrwasser sondern relativ dicht am steuerbordseitigem Ufer. Wohin hätte es ausweichen sollen?

r Pfingsten. Kahnpartie auf der Spree.
Pfingsten. Kahnpartie auf der Spree.
In schneller Fahrt zieht ein Fahrgastschiff vorbei.
In schneller Fahrt zieht ein Fahrgastschiff vorbei.
Es ist genug Platz vorhanden
Es ist genug Platz vorhanden

Nie und nimmer hätte ich mit meinem Fahrrad (kein Rennrad) lange mit dem Fahrgastschiff mithalten können. Es war schnell! Laut den Angaben in der freientonne.de gilt auf diesem Gewässerabschnitt eine Höchtgeschwindigkeit von 9 km/h, die für einen Radfahrer wahrlich keine Herausforderung darstellen. Wir befragten die Wasserschutzpolizei (Wache in Moabit) zu dem Vorfall. Der Herr am Telefon bestätige  die 9 km/h und meinte, dass einige Fahrgastschiffe eine Ausnahmegenehmigung für eine etwas höhere Geschwindigkeit haben.  Er fügte hinzu, dass das Einhalten der Geschwindigkeit auf dem Wasser wie auf der Straße sei. Wenn manche glauben, dass sie nicht erwischt werden, fahren sie schneller, auch Fahrgastschiffe. Man muss aufpassen.

Ein weiteres Fahrgastschiff, das zur gleichen Reederei gehörte, folgte im kurzen Abstand und genauso hohen Tempo. Die Wellen klatschten über den Uferrand. Mehrere Personen guckten irritiert zu.

Das Schwesterschiff der Reederei folgt im raschen Tempo.
Das Schwesterschiff der Reederei folgt im raschen Tempo.

Die beiden Fahrgastschiffe haben kräftige Wellen erzeugt, die über den Rand des Ufers auf den Rasen schwappten. Kaum vorstellbar, dass das mit 9 km/h passiert. Als Beobachter hatten wir den Eindruck, dass die beiden Fahrgastschiffe viel zu schnell waren und rücksichtslos ihren Weg beanspruchten. Sportboote sind der Berufsschifffahrt  ausweichpflichtig, soviel steht fest.  Jedoch haben sie nicht das Recht, auf der Spree zu heizen und ein kleines Sportboot, das sicherlich auch seine 5 Knoten fuhr, im Eiltempo zu überholen und damit zu gefährden.

2 Gedanken zu „Weg da, ich habe Vorfahrt!

  1. Die Boote werden sich ein Rennen geliefert haben. Vielleicht hatten die Kapitäne eine Feierabendverabredung und wollten nicht zu spät kommen. Wer haftet eigentlich, wenn solche Wellen ein dicht am Ufer fahrendes Sportboot gegen das Ufer schieben?

  2. Solche Rowdies gibt es an den Steuern von Fahrgastschiffen? Bei denen an Bord fällt das gar nicht auf. Die Dampferfahrten verlaufen für die Gäste problemlos. Wir werden darauf achten und wenn ‘unser’ nächster Kapitän sowas macht, werden wir ihm unsere Meinung sagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen