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FEVIK / HASLA 21 - Umbau der Plicht

2018 / 2021 © Thomas Gade



Das norwegische Motorboot Hasla 21 oder Fevik 21 wurde in den 1980ern gebaut und hat eine Rumpflänge von ca. 6,20 m.

Die Werft baute in dieses Boot mit folgender Einteilung vom Bug zum Heck (von vorne nach hinten): Kleines Vordeck, Kajüte, Plicht und kleines halbrundes Deck vor der Badeleiter. Die Kajüte hat vorne eine große Einstiegsluke, sodass das Vordeck meist zum Betreten des Bootes genutzt wird, um in es hinein oder heraus zu steigen.

Ein schmaler Schrank im Inneren der Kajüte ist mit allen Anschlüssen für eine Toilettenschüssel versehen und enthält sogar einen Warmwasserboiler. Die Plicht ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Nämlich eine Art Podest aus Haube über dem Motor und Haube über dem Tank sowie den Batterien. Auf diesem Podest gibt es zwei Aufbauten, nämlich eine nach oben hin aufklappbaren Schrank, der ein Waschbecken enthält mit Wasserhahn, der mittels Pumpen sowohl kaltes als auch warmes Wasser liefert und neben den mitgenommenen Vorräten über eine dritte Pumpe auch Seewasser anbietet. Daneben ist ein ebenso hoher Aufbau mit nach oben zu öffnender Klappe, unter der sich ein fest eingebauter Kühlschrank befindet. Auf den oberen Klappen befinden sich jeweils bequeme Bootsitze mit klappbaren Lehnen.


Von Oben: Riss des Motorboots HASLA 21

Hinter dem Podest mit seinen Aufbauten befindet sich ein ca. 60 cm schmaler Streifen gefolgt von einer dreigeteilten Bank mit Polstern. Das mittlere Element kann zu einem Tisch umgebaut werden.

An sich eine schöne Ausstattung, aber viel zu viel für ein Boot mit nur 6,20 m Länge. Um all dieses unterzubringen, ohne ständig irgendwo anzustoßen oder sich eingequetscht zu fühlen, müsste das Boot mindestens 1 m länger sein. Diese Ausstattung passt eher zu einer 8 - Meter Klasse.

Man merkt dies auch beim Einwintern, also beim Vorbereiten des Bootes für den Winter. Für einen normal gebauten Mann um die 1,80 m ist es kaum möglich ohne anstrengende Verrenkungen inklusive leichter Blessuren an alle Pumpen, Wassertanks, an den Motor und sonstige Bereiche heranzukommen, wo Wasser abgelassen werden muss und Frostschutzmittel hinein zu füllen ist.

Aber auch im Sommer ist einfach zu viel auf dem Boot. Der feste Sitzplatz über dem eingebauten Kühlschrank vor dem Steuerrad ist so nah an ihm dran, dass eigentlich nur schlanke Personen mit maximal 1,70 m Körperlänge sich dann einigermaßen bequem hinsetzen können. Ansonsten stößt man mit seinen Knien irgendwo dran und selbst das hineinkommen in die Lücke, um sich auf den Sitz zu setzen, bedarf bereits einer gewissen Akrobatik und Gelenkigkeit.

Nach dem ersten Winter mit Schimmelbildung an der Wand neben dem Boiler wurde ausgebaut nebst aller Schläuche, die dorthin führten. Der Boiler überforderte ohnehin die beiden Batterien, von denen eine zum Anlassen des Motors immer im guten Ladezustand sein muss. Außerdem brauchte ihn niemand.

Als nächstes wurde der Sitz über der Klappe zum Waschbecken abmontiert, weil er den Zugang zum Sitz vor dem Steuerrad behinderte. Außerdem setzte sich jede mitfahrende Person ohnehin auf die hintere Bank.

Das Waschbecken bereitete auch Probleme. Aus dem System trat irgendwie immer Wasser aus und das jährliche frostsicher Machen sowie Qualitätsveränderungen beim gebunkerten Wasser führten in der Praxis dazu, dass frisches Wasser vor jeder Fahrt im Teekessel und einem kleinen Kanister mitgenommen wurden, aber nicht im Bootseigenen Frischwassersystem. Auch erschwerte das Waschbecken mitsamt seinem Schrank und seinen Schläuchen das Aufklappen der Abdeckung über den Motor. Für Inspektionen oder zum Auf-und Zudrehen des Kühlwasser-Wasserhahn war dies aber häufig nötig. Dieser Teil des Podestes wurde komplett ausgebaut und durch einen neuen Holzkasten mit wirksamer Lärmdämmung ersetzt. Er konnte viel leichter angehoben und sogar beiseite gestellt werden als die vorherige Konstruktion mit festen Scharnieren. Durch die Beseitigung des Frischwassertanks und der Schläuche entstand zusätzlicher Stauraum an Bord, der gut zu gebrauchen war.

Dann fiel der Motor aus. Ursache: Dieselpest. Infolgedessen musste der Tank gereinigt werden. Ihm hatte sich eine glibberartige Ablagerung gebildet, die heraus musste. Aber über der Inspektionsluke, also dem Zugang zum Tank, befand sich der Aufbau mit dem fest eingebauten Kühlschrank. Dessen Kühlrippen ragten mit scharfen Kanten in den schmalen Raum zwischen dem Steuerrad und dem Aufbau für den Sitz. Also heraus damit. Der Kühlschrank konnte ohnehin nur betrieben werden, wenn der Motor lief und die Lichtmaschine Strom produzierte oder das Boot von Land mit Strom versorgt wurde.

Der Kühlschrank wurde ausgebaut, um an den Tank heranzukommen und ihn zu reinigen. Anschließend war das ehemalige Kühlschrankgehäuse leer und wurde zum Stauraum. Mit dem Bootssitz auf der oberen Klappe konnte diese nie so weit geöffnet werden, dass sie ohne festzuhalten oben blieb. Außerdem saß man durch die dicken Polster des Bootssitzes zu hoch. Bootsfahrer mit über 1,70 Meter Körperlänge mussten sich etwas bücken, um einen Blick durch die Fenster des Cockpits zu haben.

Der Sitz wurde abgeschraubt. Stattdessen lag beim Fahren bei Bedarf ein Kissen darauf. Ansonsten diente die Fläche als Tisch.




Bei Wartungsarbeiten an der Elektrik, die sich größtenteils hinter dem GFK und der Holzverkleidung vor und neben der Sitzfläche zum Steuern des Bootes befand, erwies sich der Aufbau als extrem behindernd. Die Arbeiten konnten nur liegend mit Blick nach oben durchgeführt werden und dafür war der Platz einfach zu schmal. Schmerzende Schultern und kräftezehrenden Verrenkungen bis hin zu eigentlich unmöglichen Handgriffen schränkten die Möglichkeiten ein.

So kam es zum Entschluss, auch den Kasten vor dem Steuerrad zu beseitigen.



Mit einem Multitool-Werkzeug konnte der Kasten ziemlich genau auf Höhe des unteren Podestes abgetrennt werden. Ein Dreiecksschleifer erledigte den Rest. Die Aktion inklusive Aufräumen und Staubwischen eine Stunde.

Statt des Kastens, der auch als Sitz diente, wurde eine kurze, in der Höhe verstellbare Allpa Konsole für einen Bootssitz aufgestellt. Die obere Sitzfläche, ein schlichtes Brett befindet sich auf einem drehbaren Aufsatz. Beim Fahren legt man sich ein Kissen darauf und im Hafen nutzt man es ohne Kissen als Ablagefläche und Tisch. Bei Bedarf kann auch einer der beiden ehemals ausgebauten, gepolsterten Bootssitze wieder aufgeschraubt werden. Für längere Touren wäre das sicherlich ratsam und vier Flügelmuttern machen den Wechsel zum Kinderspiel.

Das Brett mit dem höhenverstellbaren Sitz lässt sich leicht abnehmen, um an den Tank, die Batterien oder die Elektrik zu kommen. Zudem haben die Beine mehr Freiheit.



Nach diesem Umbau war der Gastank nicht mehr zu übersehen. Er stand immer immer in der Plicht, die sich unter der Persenning aufwärmte wie ein Treibhaus. Brauchte ich diese fest eingebaute Gasinstallation überhaupt?

Fest installierter Gaskocher raus!

Drei Gründe sprachen für den Ausbau: Erstens gab es kompakte, mobile und leichte Gaskocher mit kleinen Kartuschen für rund 30 € mit Piezozündung und Abschaltung des Gases nach dem Erlöschen der Flamme. Ein solcher Gaskocher konnte auch außerhalb des Bootes zum Einsatz kommen.

Zweitens gab es bei Sportbooten Vorschriften zur Prüfung von Gasanlagen. die alle zwei Jahre erfolgen sollte. Ohne Nachweis und im Schadensfall war mit Versicherungsproblemen zu rechnen.

Also raus damit! Die Anlage wurde durch den Campingaz Bistro DLX Stopgaz ersetzt, der meistens gar nicht im Boot, sondern auf dem Steg zum Einsatz kam.




Campingaz Bistro DLX Stopgaz beim Wasserkochen auf dem Steg. Bläst starker Wind die Flamme aus, schaltet sich die Gaszufuhr ab. Bei Nichtgebrauch wird die Gaskartusche entnommen, die nicht im erwärmten Raum unter dem Stoffverdeck lagern soll.

Drittens sprach für diese Änderung eine Gewichtsreduzierung auf der Steuerbordseite: Zwei Batterien, ein Tank mit bis zu 60 l Diesel sowie der Skipper beim Fahren, ließen das Boot schief im Wasser liegen. Der Austausch der ca. sechs kg Gewicht an der Bootskante durch einen nur einen kg wiegenden Kocher verbesserte die Lage des Bootes. Das ausgebaute Gewicht wurde durch eine 5 kg Hantel in der Bilge ersetzt, damit das Boot tief genug im Wasser blieb.

Siehe auch: HASLA 21 / FEVIK 21 Riss und Beschreibung