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© Thomas Gade / Mai 2015

Dieselpest

Als Dieselpest wird das Auftreten von Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) im Dieselkraftstoff mit sichtbarer Bildung eines Bioschlamms bezeichnet, der zu Verstopfungen von Filtern und Treibstoffleitungen führt.


Vier verschiedene Dieselproben. Die drei linken stammen von Sportbooten. Unverkennbar hat sich am Boden eine Schicht
Bioschlamm gebildet. Rechts: Probe aus einem Wohnmobil.

Motorausfall durch Mikroorganismen im Dieselkraftstoff

Bei vielen Fahrzeugen ist die Zuverlässigkeit des Antriebs von hoher Bedeutung. So lassen sich Boote ohne Fahrt nicht steuern und sind ein Spielball der Strömung, der Wellen und des Windes. Deswegen warten viele Bootseigner ihren Motor ordnungsgemäß und tauschen Verschleißteile rechtzeitig aus. Trotz eines guten Zustandes kann es dazu kommen, dass Dieselmotoren ohne Vorwarnung ausfallen. Die Ursache befindet sich häufig im Kraftstoff. in dem sich Mikroorganismen angesiedelt haben, die am Boden eine wachsende Schicht Bioschlamm aufbauen und sogar an den vertikalen Tankwänden haften. Im harmlosen Fall verstopft der schleimige Bioschlamm irgendwann das Sieb des Ansaugröhrchens und behindert den Durchfluss von Kraftstoff. Ferner kann die ungewünschte Zutat bis zum Kraftstofffilter gelangen und diesen verstopfen.


Dieseltank. Bioschlamm am Sieb der Treibstoffrohrs

Allgemein gilt Kraftstoff als giftig.

Daher ahnen viele Bootseigner nicht, dass sich in ihren Dieseltanks Mikroorganismen ansiedeln. Jedoch ist das Auftreten von Mikroorganismen in Kraftstoffen bereits seit Ende des 19 Jahrhunderts bekannt. In den 1950er Jahren kommt es zu Problemen mit kontaminiertem Kerosin, in dem ein Pilz entdeckt wird. Deswegen wird das Auftreten und Wachstum von Mikroorganismen in Treibstoffen seit Jahrzehnten untersucht. In den 1970ern gelangen Biozide auf den Markt, um den Kraftstoff vor einem Befall zu schützen. Die betreffenden Mikroorganismen benötigen zum Leben Wasser und Kraftstoff. Fossiler Dieselkraftstoff enthält maximal 0,2 ml Wasser pro Liter Kraftstoff. Ungefähr ein Drittel davon ist im Diesel gelöst und der restliche Anteil setzt sich unterhalb des Kraftstoffs ab. Viele Dieseltanks haben an der tiefsten Stelle einen Hahn, um Wasser ablaufen zu lassen. Desweiteren gibt es auf dem Weg vom Tank zum Motor einen Wasserabscheider oder Vorfilter, der wie ein Becher aussieht und auf dessen Boden Bestandteile mit einer höheren Dichte als Diesel herabsinken, wie Dreck und Wasser. An der Unterseite des Vorfilters gibt es ebenfalls eine Ablassschraube. An der Grenzschicht zwischen Diesel und Wasser können Mikroorganismen gedeihen. Durch ihre Vermehrung entstehen Eiweißstoffe. Sie verändern bei Vermischung mit dem Kraftstoff seinen Charakter insofern, als dass sich ein höherer Anteil Wasser darin verteilt. Die Emulsion mit einem steigenden Wasseranteil wird selbst zu einem Lebensraum für Mikroorganismen, denen kleine Wassertropfen im Kraftstoff als Quelle des Lebens dienen. Mikroorganismen, die sich im Diesel angesiedelt haben, gibt es schon immer und auch daraus resultierende Motorausfälle sind nichts neues, doch durch die Beimengung von Biodiesel hat sich die Problematik in den letzten Jahren dramatisch verschärft.

Wasser im Diesel

Laut der EN 590 darf fossiler Diesel einen Wasseranteil bis zu 200 mg/Kilogramm Wasser enthalten und Biodiesel bis zu 500 mg/Kilogramm. Biodiesel ist hygroskopisch und kann bis zu 5000 mg/Kilogramm Wasser aufnehmen, ohne dass dieses sich vom Kraftstoff abscheidet. Das Wasser verteilt sich in sehr feinen Tropfen im Diesel.

In der Mischung aus fossilen Diesel und Biodiesel kann ein relativ hoher Wasseranteil fein verteilt als Bestandteil einer Emulsion vorhanden sein. Emulsionen sind nicht stabil. Langfristig finden die Wassertropfen zueinander und es kommt zum sogenannten Brechen der Emulsion. Die Flüssigkeiten entmischen sich wieder. Ob und in welchem Maße dies geschieht, ist von diversen Faktoren abhängig. Beispielsweise sind Boote, die im Wasser liegen, kontinuierlich Schwankungen durch Wellen ausgesetzt, die den Kraftstoff im Tank in Bewegung halten und somit ein Entmischen behindern.

Während das Wachstum von Mikroorganismen ohne eine Beimengung von Biodiesel vor allem in der Grenzschicht zwischen dem Wasser und fossilen Diesel stattfindet, bietet ein mit Wasser versetztes Gemisch durch die feine Verteilung des Wassers in der gesamten Flüssigkeit Mikroorganismen einen viel größeren Lebensraum. Herkömmliche Methoden zur Treibstoffhygiene, durch das Ablassen des sich abgesetzten Wassers am Boden des Tanks oder in Wasserabscheidern, greifen bei Diesel mit beigemengtem Biodiesel nur im geringen Maße.

Lange Standzeiten

Für saisonal genutzte Fahrzeuge mit Dieselverbrauch, wie landwirtschaftlich genutzte Maschinen, Wohnmobile und Boote, ergibt sich aus den langen Standzeiten und Eigenschaften des heute üblichen Diesels eine Gefährdung ihrer Betriebsfähigkeit. Im Laufe der Monate gelangt Wasser durch die Entlüftungsleitung von Tanks zum Kraftstoff, weil es durch die temperaturbedingte Ausdehnung der Luft und meteorologisch bedingte Schwankung des Luftdrucks zu einem Luftaustausch kommt. Kühlt warme Luft mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt ab, kondensiert Wasser an den Tankwänden. Zur Vermeidung von Kondenswasser werden fest eingebaute Tanks bis oben hin gefüllt.

Durch die Winterpause kommt es auf Booten fast ein halbes Jahr nicht zum Verbrauch und Austausch des Treibstoffs. In der folgenden Wassersportsaison wird er je nach Möglichkeit und Motivation der Bootseigner allmählich verbraucht. Bei sparsamen Motoren kann es durchaus sein, dass man den ganzen Sommer mit einer Tankfüllung hinkommt und vor dem Wiederauffüllen vor der Winterpause sogar noch ein Rest des alten Treibstoffs vorhanden ist. Im Sommer dümpeln viele Boote meistens im Hafen, weil ihre Eigner kaum Zeit für Fahrten haben. Besonders in warmen Gewässern begünstigen hohe Temperaturen das Wachstum der Mikroorganismen.


Von November bis April stehen viele Boote mit vollen Tanks an Land Am Boden des Tanks bildet sich ein Bioschlamm, der immer dicker wird und höher steigt. Es entstehen mehrere Schichten. Oben befindet sich Diesel und darunter Dieselschlamm. Dazwischen kann eine Wasserschicht vorhanden sein. Durch das Fahren bei Wellengang wird das Boot geschaukelt. Dadurch werden die Schichten miteinander vermischt. Das Röhrchen, durch das der Treibstoff aus dem Tank gesaugt wird, ragt tief nach unten, um auch bei geringem Füllstand seine Aufgabe zu erfüllen und kommt mit dem Schlamm in Kontakt. Er wird eingezogen. Die engen Maschen des Siebs können durch den gelartigen Schlamm verstopfen. Allmählich wird es für die Kraftstoffpumpe immer schwerer, Diesel aus dem Tank zu pumpen, bis zu wenig kommt.

Es kommt zu Motorstopps, deren Ursache zunächst nicht erkennbar ist. Eine Prüfung der Kraftstofffilter hinter dem Tank deutet auf nichts Problematisches hin. Erst eine Untersuchung des Tanks, der Filter und des Ansaugröhrens zeigt, was passiert ist. Kontaminierter Diesel und Bioschlamm fließen in den Treibstoffleitungen vom Tank bis in die Verbrennungskammern des Motors. Auf dem Weg zum Motor gibt es einen becherartigen Wasserabscheider, in dem Wasser und Schlamm allmählich nach unten sinken und sich somit vom Treibstoff trennen. Alte Modelle ohne einen zusätzlichen Filter und ohne einen Becher aus Glas, sollten ausgetauscht werden.
Saugt man den Diesel ab und lässt die trübe Flüssigkeit in Kanistern stehen, sinken Schlamm und Wasser auf den Grund und der saubere, darüber befindliche Diesel kann unter Beigabe eines Additivs zur Vermeidung des Wachstums von Mikroorganismen in den Tank zurückgefüllt werden. Das Sieb am Ansaugrohr wird gereinigt.

Es ist ratsam, dies am Ende der Winterzeit an Land zu machen, weil somit gewährleistet ist, dass alles nach unten Sinkende unten ist. Man bringt durch die Tanköffnung vorsichtig einen Schlauch ein und saugt die unteren Schichten aus dem Tank. Dabei ist eine elektrische Pumpe hilfreich.

Ideal wären ein vollständiges Abpumpen des Treibstoffs und eine gründliche Reinigung des Tanks. Aufgrund der Unzugänglichkeit ist dies oft nicht möglich. Jedoch bekommt man durch das Abpumpen der unteren Schichten einen großen Teil des frei beweglichen, gelartigen Schlamms aus dem Tank.

Dieselschlamm


Bioschlamm im Topf des Wasserabscheiders


Kontaminierter Diesel aus einem Bootstank. Eine Stunde nach dem Abpumpen hat sich der Dieselschlamm abgesetzt.

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